NS-Vergangenheit:Internationale Forschung in München

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Der Kongress "Lessons & Legacies" richtet sich an ein Fachpublikum. Zu zwei Abenden ist aber ein breites Publikum eingeladen

Von Jakob Wetzel

"Lessons & Legacies"-Kongresse zählen zu den wichtigsten Terminen im Kalender von Holocaust-Forschern. Seit dem Jahr 1989 versammeln sich alle zwei Jahre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt in Nordamerika, um über ihre Arbeit zu debattieren und darüber, wie an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnert werden kann. Bislang gab es 15 dieser Konferenzen; zuletzt kamen die Forscher im November 2018 in St. Louis zusammen. Die nächste reguläre Konferenz ist für November 2020 in Ottawa, Kanada, geplant.

Vom 4. bis 7. November aber gastiert der Kongress nun mit einer Sonder-Ausgabe in München. Erwartet werden etwa 200 Forscher aus aller Welt. Dass diese sich nicht in Nordamerika treffen, sondern in Europa, also am historischen Ort des Holocaust und in der Nähe zu authentischen Orten der Nazi-Diktatur sowie zu Gedenkstätten, die an deren Opfer erinnern, ist neu. Der Ort stehe dafür, dass die Bedeutung der europäischen Holocaust-Forschung gegenüber den USA, wo die Disziplin traditionell stark vertreten ist, zunehme, heißt es von den Veranstaltern.

In München möchten sich die Wissenschaftler nun speziell damit befassen, wie die Vergangenheit noch immer die Gegenwart prägt, wie die Geschichte des Holocaust vermittelt werden kann und wie die Zunft darauf reagieren kann, wenn sie wie in Ost- und Mitteleuropa von Nationalisten und Rechtspopulisten bedrängt wird. Organisiert wird der Kongress neben der Holocaust Educational Foundation der Northwestern Universität in Illinois vom Zentrum für Holocaust-Studien am Münchner Institut für Zeitgeschichte, von der Ludwig-Maximilians-Universität und der Bundeszentrale für Politische Bildung.

Die einzelnen Podiumsdiskussionen und Workshops der englischsprachigen Konferenz richten sich an ein Fachpublikum. Wichtige Vorträge aber werden von der Bundeszentrale nachträglich online dokumentiert. Und an zwei Abenden sind alle Interessierte eingeladen: Am Dienstag, 5. November, ab 20 Uhr spricht in der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) am Sankt-Jakobs-Platz Alan Steinweis von der Universität Vermont über die Reichspogromnacht 1938 und das misslungene Attentat Georg Elsers auf Hitler im Jahr darauf. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch spricht ein "Wort zur Erinnerung", zudem wird ein historischer Film über die Zerstörung der Münchner Hauptsynagoge gezeigt. Wer zuhören und zusehen will, muss sich unter karten@ikg-m.de vorab anmelden. Am Mittwoch, 6. November, diskutieren dann ab 19.30 Uhr renommierte Historikerinnen und Historiker um Christopher Browning und Andrea Petö in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität unter anderem über Tendenzen in der Forschung und gegenwärtige politische Probleme. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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