Ungewöhnliche Aufführungsformate sind in München derzeit beliebt. Zumindest in der Musik. Gerade ging die Münchener Biennale zu Ende, während der hinreißend, sinnlich und erfrischend mit der Darstellbarkeit von zeitgenössischer Musik experimentiert wurde.
Nun gibt es in der White Box eine Uraufführung, deren Protagonist die White Box selbst ist. Der Raum also, beziehungsweise mehr die Institution und ihre Räumlichkeiten im Werksviertel am Ostbahnhof, dienen dabei als Inspiration genauso wie als Bühne. Unter dem Titel "Das Leuchturmprojekt (mit Epilog im Himmel)" spielt das Münchener Kammerorchester zusammen mit dem norwegischen Vokalensemble Trondheim Voices dieses lose an das Faust-Festival angebundene Werk der Südtiroler Komponistin Manuela Kerer.
Doch das ist kein Stück, bei dem sich die Zuschauer brav in ihre Stuhlreihen setzen, während vorne auf der Bühne etwas vorgespielt ist. Vielmehr werden die verschiedenen Sätze des Werks in den verschiedenen Räumen des Gebäudes erklingen - vom Büro über das Treppenhaus, den Keller und den Aufführungsräumen. Dazu werden kleine Ensembles gebildet, die über das Gebäude verteilt sind, die Partitur ist dementsprechend gerastert komponiert und die Zuschauer wandeln im Idealfall durch ein klingendes Haus.
Mit dem Münchener Kammerorchester hat man da einen passenden Partner: Das Ensemble ist bekannt für seine Interpretationen Neuer Musik, Kerers Stück spielt es nun unter der Leitung seines Chefdirigenten Clemens Schuldt. Für den dürfte das jedoch eher ungewöhnlich werden, sein Orchester nicht wie gewohnt geschlossen vor sich sitzen zu haben.
Die räumliche Konzeption des Konzerts übernahm der Münchner Tänzer und Choreograf Mirko Hecktor, der die verschiedenen Spielstätten miteinander koordinieren musste. Vor allem, wenn zum musikalischen Finale dann alles zusammen gebracht werden wird. Hier erklimmt man schließlich den sprichwörtlichen Leuchtturm, denn Orchester, Chor und Zuschauer werden auf dem Dach des Gebäudes zu einem Ganzen.
Das Leuchturmprojekt, Sa., 16. Juni, 19 und 21 Uhr, White Box, Atelierstr. 18.