Neuaubing:Voller Skepsis

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So soll es werden: das Neubaugebiet südlich der Henschelstraße in Lochhausen. (Foto: Referat für Stadtplanung und Bauordnung)

Südlich der Henschelstraße soll in Lochhausen ein Neubaugebiet entstehen. Bei der öffentlichen Erörterung der Planungen kommt es zu Diskussionen, vor allem die Verkehrsplanung ist den Anwohnern ein Dorn im Auge

Von Katharina Eichinger, Neuaubing

Grün-weiß karierte Decken liegen auf Holztischen, der Christbaum ist mit roten, silbernen und goldenen Kugeln geschmückt. Doch die bürgerliche Idylle im "Bayerischen Schnitzel- und Hendlhaus" trügt. Am Mittwochabend präsentierte das Planungsreferat der Stadt sein Konzept für das Neubaugebiet an der Henschelstraße. Nicht alle Lochhausener sind überzeugt. Mindestens 450 Wohneinheiten sollen gebaut und der Ortsteil soll nicht zuletzt durch soziale Infrastruktur attraktiver gemacht werden. Gleichzeitig will die Stadt Freiflächen, Erholungsräume und ausreichend neue Grundschulplätze schaffen. Doch die Lochhausener quittieren die Ausführungen von Steffen Kercher vom Planungsreferat immer wieder mit Kopfschütteln und höhnischem Lachen.

Im Herbst 2013 hat der Stadtrat beschlossen, den Flächennutzungsplan zu ändern. Das Gebiet, das früher zur Lehmgewinnung genutzt wurde, ist heute eine Grünfläche. Der alte Plan hatte noch vorgesehen, dort Gewerbebetriebe anzusiedeln. Da das nicht geschah, schrieb das Referat für Stadtplanung und Bauordnung einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb aus; der Siegerentwurf kommt von Deffner Voitländer Architekten mit Schegk Landschaftsarchitekten. Geplant sei eigentlich ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Reihenhäusern und Wohnungen. Da die Stadt aber vorhabe, auch geförderte Wohnungen zu bauen, sei das nicht möglich, gesteht Steffen Kercher zu. "An einer vernünftigen Mischung arbeiten wir noch."

Was die Bürger an diesem Abend besonders umtreibt, ist die künftige Parkplatzsituation. Kercher verspricht, dass es für jede Wohnung einen Stellplatz auf dem Grundstück geben werde, das reiche aus: "Wir haben in Neubaugebieten gute Erfahrungen mit diesem Schlüssel gemacht." Auch genügend Parkplätze für Besucher - und nur für die - soll es geben. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, auf öffentlichem Gebiet Parkplätze für Anwohner zu schaffen. "Und wie lange dauert es, bis die Parkplätze rausgekauft werden?", ruft eine Frau - das sei ja stadtbekannt für München. Ihre Frage bleibt unbeantwortet.

Stattdessen erklärt Kercher, dass auch die Federseestraße ausgebaut werden soll. So soll es entlang der schmalen Straße Platz für Busse und weitere Parkplätze geben. "Wie denn? Das ist unmöglich", ruft eine Bürgerin. "Wir sind uns da ziemlich sicher", wiegelt Kercher ab - und hofft auf das Vertrauen der Bürger. Er versucht es mit Offenheit. Die Vestastraße sei längst an ihrer Leistungsfähigkeitsgrenze, gibt er zu, und: Das wird sich nicht ändern.

Auch dem neuen Supermarkt sehen die Bürger skeptisch entgegen. Denn die Einfahrt in seine Tiefgarage soll über die Federseestraße erfolgen. "Du meine Güte", kommentiert eine Frau, der auch die Anlieferzone Sorgen macht. Was, wenn die Laster auf der Straße rangieren? Kercher versichert, dass es "auf eigenem Grund" einen Anlieferbereich geben werde.

Kritisches Murmeln erntet schließlich auch die Ankündigung, Platz für acht Grundschulklassen neu zu schaffen. Laut Kercher ist das ausreichend. "Dann haben die Kinder um 11.20 Uhr Schluss - wo gehen Sie dann bis 13 Uhr hin?", fragt eine Bürgerin. Kercher kann die Frage nicht beantworten, bekräftigt aber: "Wenn ich ein Neubaugebiet baue, müssen entsprechende Betreuungsplätze da sein." So sollen auch die Schulwege ausreichend durch Ampeln und Zebrastreifen gesichert werden, und: "Die Schullotsen sind in diesen Straßen unverzichtbar."

Die Pläne für das Gebiet südlich der Henschelstraße können noch bis Donnerstag, 17. Dezember, beim Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Blumenstraße 28b, eingesehen werden.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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