Neuaubing:Starke Ausstrahlung

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Annähernd drei Millionen Euro wird das neue Gemeindezentrum der Adventskirche samt Neugestaltung des Vorplatzes kosten. Einweihung mit Bischöfin Breit-Keßler ist am 7. Oktober

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Scheint die Sonne, wirkt das Foyer neben der Adventskirche wie in zauberhaftes Licht getaucht. Strahlen tanzen dann über den dunklen Boden aus Stäbchenparkett und entlang weiß getünchter Wände. Das Licht dringt von oben durch das Glasdach, es bricht sich an der hellen Kirchenwand und flutet den ganzen Raum. Noch ganz neu riecht es dort. Besonders auffällig sind die Leuchtkraft und der Geruch, wenn man das Foyer über eine erst kürzlich eingebaute, barrierefreie Tür von der rund 80 Jahre alten, dunklen Kirche aus betritt.

Die evangelisch-lutherische Adventskirche in Neuaubing, sie hat nach siebenjähriger Planung und Finanzierung und gut einjähriger Bauzeit ein neues Gemeindezentrum an der Limesstraße bekommen. Eines, das fast doppelt so groß ist wie das alte Gemeindehaus. Das neue Foyer bildet erstmals eine Verbindung zwischen dem Gemeindezentrum und der Kirche. "Mit dem neuen Zentrum können wir endlich mehr Bedürfnissen gerecht werden", freut sich Pfarrer Bernhard Vocke. Da ist zum einen das Herz des Neubaus, der Saal. Ein geräumiger, lang gezogener Raum, der sich mittels Glastüren zu einem Freibereich mit Stehtischen in Richtung Hohensteinstraße öffnen lässt. "Den Saal kann man jetzt auch für Feiern mieten", berichtet Vocke. Bislang war das mangels Platzkapazität nicht möglich. Dass an den Saal nun eine große Küche angeschlossen ist, habe, wie der Pfarrer schmunzelnd erzählt, "bei den künftigen Nutzern schon Begeisterung ausgelöst ". Kein Vergleich zur "Notküche", die es zuvor im Haus gab.

Wo genau der Schriftzug am neuen Zentrum angebracht wird, ist noch offen. (Foto: Jan Foerster, Architektenbüro)

Ausreichend Platz gibt es ab sofort aber auch für all die vielen Gruppen, die in der traditionsreichen Kirchengemeinde aktiv sind - angefangen vom Bibelgesprächskreis und der Krabbelgruppe über den Bläser-, Tanz- und Literaturkreis, die Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, das Umweltteam und den Club für behinderte Menschen bis hin zur Seniorengymnastik und die verschiedenen Chöre. Wöchentlich, vierzehntägig oder einmal pro Monat treffen sich diese Teams. Wo sich letztlich alle im Haus verteilen, soll noch geklärt werden. Sicher ist bisher lediglich, dass dem Kindergottesdienst in Zukunft mehr Platz eingeräumt werden soll. Gesetzt ist auch, dass die Jugend wie gewünscht Räumlichkeiten im Keller des Neubaus bekommt: zwei Zimmer, verbunden mit einer Doppeltür, dazu eine Küche, die eine Wandöffnung zur Nutzung als Bar beinhaltet, und einen Stauraum. Ein weiterer Lagerraum befindet sich im Obergeschoss des zweistöckigen Neubaus, dort sollen künftig die Zeltlager-Zelte deponiert werden. Bisher mussten die Jugendlichen die Zelte immer in den Speicher der Kirche hieven. Die Jugend ist bei der Adventskirche ausnehmend gut vertreten: Die Gemeinde zählt allein sieben Jugendgruppen, angeboten wird zudem ein offener Treff.

Dass das mehr als 50 Jahre alte Gemeindehaus erneuert werden musste, war den Verantwortlichen bereits 2010 klar. Es war nicht nur so marode, dass Efeu von draußen durch den Saal wuchs. Es war auch deshalb viel zu klein, weil sich zu den rund 4200 Gemeindemitgliedern in einigen Jahren noch die Neubürger aus Freiham hinzugesellen wollen. Annähernd drei Millionen Euro wird das neue Gemeindezentrum samt Neugestaltung des Vorplatzes am Ende kosten. Die Adventskirche bezahlt davon rund 450 000 Euro, die noch nicht vorhandene Innenausstattung in Höhe von 90 000 Euro nicht eingerechnet. Den Löwenanteil der Restsumme übernehmen für den Neubau die Landeskirche und der Dekanatsbezirk sowie für den Vorplatz die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS).

Das neue Foyer bildet erstmals eine Verbindung zwischen dem Gemeindezentrum und der Kirche. (Foto: Catherina Hess)

Noch kann man die Kirche nur über die Baustelle erreichen. Ist der Vorplatz aber erst einmal fertig, voraussichtlich im November, wird er mit geflammtem Quarzsandstein gepflastert sein, über Sitzbänke in Metall-Holz-Dekor verfügen und mit Büschen und Bäumen begrünt sein. Der Eingang zur Kirche ist dann breiter und hat ein Geländer. Außerdem fehlt das bisherige Tor an der Südseite: Die Fläche bis zur Sakristei, etwas mehr als 60 Quadratmeter, wird dem Vorplatz zugeschlagen. "Damit wirkt auch die Kirche besser", findet Pfarrer Vocke. Versehen mit abendlicher Beleuchtung, die das Relief über dem Portal und die Kirchturmuhr anstrahlt, könnte der Platz für die Neuaubinger an der stark frequentierten Limesstraße langfristig zu einer Erholungsoase avancieren.

Am Sonntag, 7. Oktober, soll das neue Gemeindezentrum offiziell eingeweiht werden. Der Festgottesdienst mit Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler beginnt um 10 Uhr, anschließend wird im Gemeindesaal gefeiert. Künstlerin Theresa Buchfelder, die bereits für die Adventskirche eine Gedenktafel für die Gefallenen gestaltete, hat auch ein Eschenkreuz für den neuen Saal gefertigt. Es wird an diesem Tag enthüllt. Der Weg zur Kirche, das haben die Landschaftsarchitekten Pfarrer Vocke versprochen, wird zur Einweihungsfeier über Kies begehbar sein.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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