Neuaubing:Spielen im Dunkeln

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Bei der Neubausiedlung an der Trimburgstraße ist es gelungen, einen ganzen Baumwall zu retten. Die Freiflächen sind jedoch nach Meinung der Anwohner zu klein - und der Spielplatz liegt an der falschen Stelle

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Es war nicht ganz einfach, die grünen Riesen zu erhalten. Doch wenn Christine Jarius jetzt aus ihrem Fenster in Richtung Garten blickt, schaut sie nach wie vor auf eine stattliche Baumkulisse. Etwa 175 Bäume unterschiedlichen Stammumfangs ragen dort auf einem aufgeschütteten Wall in den Himmel. Lange hieß es, der Hügelstreifen mit den Gehölzen nahe der Leisaustraße müsse weichen, da der Boden mit Schad- oder Kampfstoffen kontaminiert sein könnte. Die Aufschüttung stammt noch aus der Zeit der Dornier-Werke, das Nachbargelände war bis vor 25 Jahren Standort für den Flugzeugbau. Doch dem Baureferat gelang es, den Baumwall, der Jarius und ihren Nachbarn als Lärm- und Sichtschutz zur derzeit entstehenden Neubausiedlung zwischen Trimburg-, Vogler-, Leisaustraße und Am Gleisdreieck dient, zu retten. "Die Splitterschutzgräben", sagt Andreas Herrmann vom Baureferat Gartenbau, "wurden geräumt und mit einer Betonemulsion verfüllt".

Der Bezirksausschuss (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied begrüßt den Erhalt des Walls "außerordentlich". Den Lokalpolitikern ist bewusst, dass es den "engagierten Anwohnern zu verdanken" ist, dass die Bäume nicht abgeholzt wurden, wie Karin Binsteiner (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Gremiums betonte. Eitel Sonnenschein herrschte bei der Vorstellung der Grünraumplanung für das neue Quartier, in dem einmal rund 900 Menschen in 380 Wohnungen leben sollen, dennoch nicht. Einerseits der Freifläche wegen, die die Bürgervertreter mit knapp zwei Hektar als "zu klein für das Neubaugebiet und die angrenzende Bestandssiedlung von Neuaubing-Süd" erachten. 1,77 Millionen Euro wird die für das kommende Jahr geplante Herstellung des öffentlichen Grüngürtels den Erschließungsträger, die Wohnbau Aubing GmbH & Co KG, voraussichtlich kosten. Der Mehrheit im BA missfällt aber vor allem die Spielplatzsituierung.

Das Konzept, das Herrmann dem in dieser Sache entscheidungsbefugten Bezirksausschuss präsentierte, beinhaltet zwei Standorte für Spielflächen. Zone Nummer eins, konzipiert vorwiegend für Jugendliche, befindet sich im Südosten des Neubaugebiets. Dieser Bereich, geplant als "grüner Anger" mit einer ausgedehnten und leicht abgesenkten Rasenfläche "zum Bolzen", einer Chill-Area mit Hängematten sowie einem hohen Spiel- und Aussichtsturm samt langer Rutsche, ist unstrittig.

Ganz anders hingegen der vom Baureferat vorgesehene Standort für den Klein- und Grundschulkinder-Spielplatz. Diesen haben die Planer am nordwestlichen Ende des Neubauquartiers situiert - auf der Seite der Leisaustraße neben dem Baumwall. Bewusst, "damit den kleinen Kindern nicht die Bälle um die Ohren fliegen", wie Grünplaner Herrmann betonte. Ausgestattet werden soll die Spielfläche mit einem kleinen Spielturm, klassischen Schaukeln und einer Vogelnestschaukel, einer Sandbaustelle inklusive Spielhäuschen und einer auch von Kindern in Rollstühlen nutzbaren Spielwand.

Während Grüne und Sozialdemokraten diesen Platz gut finden, da er "an warmen Tagen schön schattig" sei, lehnten CSU, Freie Wähler und ÖDP mit der Mehrheit von zwölf zu acht Stimmen die Stelle ab. Gerade wegen der "extrem hohen Bepflanzung", die das Grundstück im Dunkeln belasse, aber vor allem aus Lärmschutzgründen. In der Nähe befindet sich der Sirius-Business-Park, dessen Immissionen würden die Spielzone zu einer "lärmverschmutzten Ecke" machen, meinte BA-Chef Sebastian Kriesel (CSU). Mit demselben Argument hatte das Stadtteilgremium schon 2016 einstimmig den nordwestlichen Standort für einen Spielplatz abgelehnt - und der Stadtrat war diesem Votum beim Billigungsbeschluss auch gefolgt. Außerdem stehen die meisten Politiker hinter den Nachbarn um Christine Jarius, die bereits seit Jahren viel Lärm durch den Gewerbepark erdulden müssen.

Der Einwand der Grünen und von Baureferat-Vertreter Herrmann, eine leere Fläche werde eher von Jugendlichen okkupiert als ein Kleinkinderspielplatz, bei dem Eltern eine soziale Kontrolle ausübten, änderte an der Abstimmung nichts. Gefordert wird nun, die Spielflächen in derselben Größe anderweitig zu platzieren, am besten im Südosten. Herrmann ist sich "ziemlich sicher, dass das dem Bebauungsplan widerspricht", Planungsreferats-Sprecher Ingo Trömer sagt, die Standorte seien "nicht metergenau" festgelegt und "kleinere Verschiebungen möglich". Genaueres muss nun das Planungsreferat prüfen.

© SZ vom 26.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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