Neuaubing:Sperrung an drei Wochenenden

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Mehr als 13 000 schienengleiche Übergänge zählt die Deutsche Bahn in ihrem Netz. Die technische Sicherung richtet sich nach der Dichte des Straßenverkehrs. Das Modell in Neuaubing ist seit knapp 50 Jahren in Betrieb. (Foto: Claus Schunk)

Ob der Übergang an der Brunhamstraße bestehen bleibt oder nicht, ist noch immer ungeklärt. Dennoch investiert die Deutsche Bahn dort nächstes Jahr Millionen. Die veraltete Anlage muss ausgetauscht werden

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Die Deutsche Bahn plant die Erneuerung der Bahnanlage am Übergang Brunhamstraße. Das aktuelle Modell ist veraltet, seit fast 50 Jahren verrichtet es seinen Dienst. Der Austausch sei deshalb "ganz wichtig", sagt Arthur Zeller von der DB Netz AG. "Dadurch erhöhen wir sowohl die Stör- als auch die Ausfallsicherheit." Mit der Anpassung der Anlage an den neuesten Stand der Technik werden zugleich einige Veränderungen im Straßenraum vorgenommen, die Papinstraße beispielsweise soll im Zuge dieser Arbeiten eine bessere Zufahrt bekommen. Als Zeitraum für den Straßenumbau sind die Wochen vom 17. Juni bis zum 5. Juli 2022 anvisiert, die Anlage selbst soll dann im November kommenden Jahres ausgetauscht werden.

"Wir werden nicht unter der Woche arbeiten, nur am Wochenende", versprach Zeller Aubings Lokalpolitikern vor Kurzem bei einem Online-Meeting. Zumindest sei das der Plan. Die Möglichkeit, dass der Bahnübergang auch eine ganze Woche gesperrt sein könnte, will der Projektleiter für Signal-, Telekommunikations- und Elektrotechnische Anlagen dennoch nicht gänzlich ausschließen.

Zeller versicherte dem Bezirksausschuss (BA) an diesem Abend außerdem, dass sich die Schrankenschließzeiten 2022 "nicht ändern" werden. "Was aber danach passiert, weiß ich nicht", betonte er. "Ich habe keine Glaskugel." Sollte das Eisenbahnbundesamt fordern, zusätzlich zum Bahnübergang auch noch die Signalanlagen zu erneuern, würde das die momentane Schrankenschließung von 26 Minuten pro Stunde auf rund 45 Minuten erhöhen. Bislang ist die Bahn dazu laut Zeller aber nicht verpflichtet. Man werde sich jedenfalls "bemühen, die Stadt nicht zu überrumpeln", so Zeller. Die Zuständigen im Mobilitätsreferat "erfahren es als Erste, wenn sich die Schließzeiten ausdehnen".

Die seit Monaten schwelende Debatte um die Zukunft des Bahnübergangs Brunhamstraße ist damit allerdings nach wie vor nicht beendet. Im Raum stehen weiterhin drei Varianten: den Status quo beibehalten, eine Unterführung bauen oder eine Verbindung einrichten von der Brunhamstraße parallel zu den Gleisen bis zur Straße Am Gleisdreieck und der dort schon bestehenden Unterführung. Das Mobilitätsreferat schlägt vor, alle drei Varianten mittels Machbarkeitsstudie prüfen zu lassen, idealerweise noch in diesem Jahr. "Aber das kostet", weiß Verkehrsplanerin Stefanie Wolf. Die Entscheidung darüber obliegt dem Stadtrat - "und bis da ein Ergebnis vorliegt, so wir das Geld bekommen, wird es dauern". Eine genaue Zeitschiene kann sie nicht nennen. Die Bahn jedenfalls, sagt Zeller, "wäre bei einer Auflassung des Bahnübergangs dabei. Auch wenn wir vorher hier schon Millionen investieren".

2028 soll nach derzeitiger Planung die zweite Stammstrecke in Betrieb gehen. Deren Einfluss auf das Projekt benötigt ohnehin noch eine vertiefende Untersuchung, da zeitliche Veränderungen etwa durch Zug-Überschneidungen im Bereich des Bahnübergangs bislang nicht berücksichtigt sind oder eine kürzere Schließzeit, weil bei der Express-S-Bahn die Halte am Westkreuz, in Neuaubing und in Freiham entfallen. Jetzt aber steht erst einmal die Erneuerung der derzeitigen Bahnanlage im Fokus. Geplant ist, im Zuge der Umbauarbeiten unter anderem den nördlichen Teil des Gehwegs an der Westseite der Brunhamstraße zu verbreitern und den Bürgersteig auf der Ostseite nahe der Schranke aufzulösen, damit Fußgänger aus Sicherheitsgründen schon auf Höhe des Discounters Lidl die Straßenseite wechseln. Möglich ist auch ein Radweg von Norden nach Süden entlang der Brunhamstraße, allerdings nur in diese Richtung. Was darüber hinaus noch machbar ist, muss die Stadt prüfen. Wenn überhaupt, bestehe "nur die Chance für kleinste Veränderungen", betont Stefanie Wolf. Denn die Grundstücke neben der Straße gehören nicht der Kommune.

Der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied hat dem Vorhaben jedenfalls zugestimmt - unter der Prämisse, dass es zunächst zu keiner Verlängerung der Schließzeiten kommt und Umleitungen ebenso wie Sperrungen während der Bauphase dem Gremium "rechtzeitig mitgeteilt" werden.

© SZ vom 07.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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