Neuaubing:Skepsis in der Nachbarschaft

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Bau-Plan: das neue Gesicht des Dornier-Geländes. Simulation: Zeitler Blaimberge (Foto: Privat)

Das Dornier-Gelände soll in den kommenden Jahren neu bebaut werden. Anwohnerbefürchten Lärm und mehr Verkehr

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Die Vorbehalte sind groß. Das ehemalige Dornier-Gelände zwischen Trimburg-, Vogler-, Leisaustraße und Am Gleisdreieck soll in den kommenden Jahren neu bebaut werden: Geplant sind 320 neue Wohnungen für rund 800 Menschen, eine Kindertagesstätte und im Norden ein fünfstöckiges Parkhaus für Gewerbetreibende. Die auf dem Entwurf der Münchner Büros Zeitler Blaimberger Architekten mit Brandhof Voss Landschaftsarchitekten basierenden Pläne sehen, abgeschirmt durch das Parkhaus und einen Wohnblock im Osten, verdichtete, vier bis sechs Stockwerke hohe Punkthäuser im Zentrum der Siedlung vor. Der Ortsrand an der südlichen Grundstücksgrenze wird durch 24 zwei- und dreigeschossige Reihenhäuser gestaltet, arrangiert in acht Dreiergruppen.

Doch die Anwohner reagieren skeptisch. Sie befürchten Lärm und eine Zunahme des Verkehrs, auch die Optik im Geschosswohnungsbau gefällt ihnen nicht. Das wurde bei einer Erörterungsveranstaltung deutlich, zu der das Planungsreferat eingeladen hatte. Christine und Bernd Jarius wohnen an der Leisaustraße, ihr Haus grenzt direkt an das neue Quartier.

Ihnen ist es unter anderem zu verdanken, dass die ursprüngliche Planung, den Verkehr über die drei Stichstraßen Am Gleisdreieck, Trimburg- und Voglerstraße zu leiten, inzwischen verändert wurde. "In allen angrenzenden Straßen wurden Unterschriften gegen die Durchfahrt gesammelt", erzählt Christine Jarius. Mit Erfolg, wie Steffen Kercher vom Planungsreferat berichtet: "Es wird künftig keine Anbindung mehr über die Trimburg- und keinen Durchgangsverkehr mehr durch die Vogler- und die Paosostraße geben." Sei das Wohngebiet erst einmal fertig, erreichten die neuen Nachbarn ihre Stellplätze nur noch über die Straße Am Gleisdreieck.

Dort sollen die Tiefgarageneinfahrten platziert werden, ebenso die Zufahrt für die Kindertagesstätte. "Zwei Einfahrten in die Tiefgarage haben Sinn, ansonsten müssten die Leute zweihundert Meter unter der Erde langfahren. Und wir wissen aus Erfahrung, dass unterirdische Stellplätze nur dann angenommen werden, wenn sie direkt an der Haustür liegen", sagt Kercher. Die Anwohner aus der benachbarten Siedlung und aus Gräfelfing waren von nur einer Einfahrt ausgegangen. Auch der Baustellenverkehr soll ausschließlich über die Straße Am Gleisdreieck abgewickelt werden. "Dasselbe wurde uns versprochen, als die Metro gebaut wurde", kritisiert ein Zuhörer, "und dann fuhren die Laster doch durch die Trimburgstraße." Er werde den Hinweis gerne mitnehmen, verspricht Kercher: "Der Tipp ist gut, so können wir rechtzeitig reagieren".

Dem Ehepaar Jarius bereitet aber noch ein zweiter Punkt Kopfzerbrechen: "Wir befürchten, dass der Schall an der glatten Fläche des riesigen Parkhauses reflektiert wird." Die beiden sind seit Jahren lärmgebeutelt: Mehr als hundert Dezibel hat ein Gutachten ihrem Wohnumfeld schon bescheinigt. Grund für die hohen Werte ist der Sirius-Business-Park, der nördlich ihres Hauses liegt. Die Dachaufbauten dort verursachen den Hauptteil der lauten Störgeräusche. "Das Parkhaus ist gerade deshalb so hoch, weil es den Lärm dieses Gewerbegebietes abhalten soll", erklärt dagegen Kercher. Derzeit werde ein Schallschutzgutachten erarbeitet, "und das muss so ausfallen, dass die Grenzwerte auch bei den Neubauten nicht überschritten werden, die ja noch viel näher an Sirius liegen". Der Bestand profitiere demnach von der Neuplanung. Den Businesspark wolle die Stadt auf jeden Fall versuchen zu erhalten, "Arbeitsplätze sind wichtig und die Unternehmen bringen Gewerbeeinnahmen". Rund 320 Stellplätze für den Sirius-Park werde das Parkhaus bieten, ergänzt Architekt Werner Zeitler; nicht, wie von den Anwohnern gemutmaßt, 500.

Vom Tisch ist inzwischen außerdem die Planung für einen Jugendspielplatz, der ursprünglich an der nordwestlichen Ecke der Neubausiedlung in direkter Nachbarschaft zu den Häusern an der Leisaustraße vorgesehen war. Er wird nun nordöstlich der Metro bei der künftigen Skater-Anlage entstehen. "Kleine Erfolge", resümiert Christine Jarius.

"Überhaupt nicht einverstanden" aber zeigen sich die Anwohner nach wie vor mit den "hohen Häusern". Ein "kleines Neuperlach" sei das, ein "optischer Bruch" zu den vorhandenen Einfamilienhäusern. Die Geschosswohnungsbauten sähen aus wie "Schachteln". Flachdächer, relativiert Kercher, seien bei Bauten dieser Größe üblich - sie würden häufig begrünt und mit Solardächern versehen. Das Planungsreferat sieht die vier- bis sechsstöckigen Gebäude "an der richtigen Stelle und Höhe", denn so seien größere Grünflächen möglich: "Lieber ein bisschen höher, als näher an die Bestandsbebauung ran zu rücken." Ende 2016 soll der Bebauungsplan fertig sein, 2018 können voraussichtlich die ersten Bewohner einziehen.

Die Pläne für das Dornier-Gelände liegen noch bis zum 8. Mai sowohl beim Planungsreferat im Raum 071 an der Blumenstraße 28b von Montag bis Freitag zwischen 6.30 und 18 Uhr aus, ebenso in der Bezirksinspektion West an der Landsberger Straße 486 montags, mittwochs und freitags zwischen 7.30 und 12 Uhr, dienstags von 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie donnerstags zwischen 8.30 und 15 Uhr. Auch in der Neuaubinger Stadtbibliothek an der Radolfzeller Straße15 kann Einsicht genommen werden, unter der Woche jeweils von 10 bis 19 Uhr, am Mittwoch erst von 14 Uhr an.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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