Neuaubing:Kreatives Erinnern

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Die Kulturschaffenden und Handwerker an der Ehrenbürgstraße laden seit Jahren immer wieder in ihre Ateliers ein, die in ehemaligen Lagerbaracken untergekommen sind. (Foto: SZ-Archiv/Catherina Hess)

Offene Ateliers im früheren Neuaubinger Zwangsarbeiterlager

Offen für Besucher zu sein und bereit, Gästen einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen - das war für die Künstler und Handwerker der Ehrenbürgstraße 9 schon immer selbstverständlich. Von 12. bis 14. Oktober erheben sie diese Willkommenskultur nun einmal mehr zum Programm: An diesen Tagen öffnen Bildhauer, Keramikerinnen und Objektkünstler, eine Malerin, ein Fotograf, ein Schreiner, ein Drechsler und ein Schäffler ihre Ateliers und Werkstätten für die Öffentlichkeit.

"Die Wahrnehmung für die Geschichte des Ortes, das gewachsene kreative Potenzial und die Wertschätzung der Vielfalt sind Impulse, die wir gerne mit den Menschen im Stadtteil und darüber hinaus feiern, fördern und austauschen wollen", sagen die Kreativen. Einige der Künstler und Handwerker arbeiten seit mehr als 25 Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in Neuaubing. Ihnen ist es mit zu verdanken, dass es den historischen Ort heute überhaupt noch gibt.

"Wir organisieren die Ateliertage offen für alle bereits seit Jahren", meint Bildhauer Peter Heesch, der Vorsitzende des Vereins "Freie Ateliers und Werkstätten Ehrenbürgstraße" (Fauwe). "Das Gelände ist groß und beherbergt außer uns auch noch die Kinder- und Jugendfarm und die Elterninitiative ,Die Ehrenbürger'." Entsprechend facettenreich ist das dreitägige Programm: Es gibt Musik von Folk über Swing bis hin zu Pop, Rock, Blues und Jazz, instrumental vorgetragen oder auch a cappella gesungen. Auf die Erwachsenen warten Performances und auf die Kinder Mitmachangebote wie Töpfern oder Specksteinschnitzen. Der Kindergarten veranstaltet am Samstag von 14 bis 16 Uhr einen Flohmarkt. Und Zauberer Christaldo überrascht am Sonntagnachmittag mit Tricks. Dazwischen finden sich überall Skulpturen aus Holz, Stein und Metall, Objekte aus Keramik und Papier, Malereien, Installationen, Handgewebtes und Möbel.

Stimmungsvoll dürfte der Geschichtenabend unter dem Motto "Geschichten treffen Kunst" am Freitag von 20 Uhr an werden: Mit Musikuntermalung lassen zwei Erzähler Fiktives lebendig werden. Heesch freut sich jetzt schon darauf, denn "ich kenne die Geschichten auch noch nicht". Erstmals wird am Sonntag um 14 Uhr außerdem ein Rundgang zur Geschichte des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers angeboten, Referent ist Moritz Rabe vom NS-Dokumentationszentrum. Das Gelände an der Ehrenbürgstraße ist das einzige noch erhaltene Lager-Ensemble dieser Art im süddeutschen Raum und steht unter Denkmalschutz. Es soll deshalb als Dependance des NS-Dokumentationszentrums zum Lern- und Erinnerungsort werden.

Das genaue Programm findet sich auf der Homepage des Vereins unter www.fauwe.de.

© SZ vom 12.10.2018 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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