Nach Terrordrohungen gegen Wiesn:Für den Fall des Falles

Nach den Terrordrohung gegen das Oktoberfest durch die Taliban schwanken Polizei und Ministerium zwischen Alarmismus und Beruhigung.

Hans Leyendecker

Wenn ein Taliban mit Anschlägen in Deutschland droht und dabei auch das Oktoberfest ins Bild rücken lässt, ist der Spielraum der Sicherheitsbehörden gleich Null: Auch wenn es keinerlei Hinweise auf Planungen potentieller Attentäter gibt, müssen die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Theresienwiese verstärkt werden. Das mag lästig sein, aber es gibt keine Alternative zu mehr Kontrollen. Außerdem hat das Oktoberfest den Schrecken, den terroristische Wirrköpfe auslösen können, schon einmal erlebt - und der wirkt bis heute nach.

Bitter ist, dass die islamistischen Fanatiker durch ihre möglicherweise nur dem Zweck der Propaganda dienenden Drohungen ihre Ziele erreichen: Sie wollen todernst genommen werden. Sie wollen Angst verbreiten. Beides haben sie geschafft. Die Diskussionen über die erkennbare Schwäche von al-Qaida, außerhalb von Nordafrika und dem Jemen Rekruten und Einfluss zu gewinnen, wirkt plötzlich nebbich.

Noch nie in der wechselhaften Geschichte des Terrorismus waren deutsche Sicherheitsfachleute so gut über die Szene der potentiellen Täter informiert wie heute. Viele der angeblichen Gefährder und ihrer Unterstützer sind bekannt. Mehr als zweihundert Ermittlungsverfahren sind eingeleitet worden. Dennoch gibt es natürlich auch ein paar Unbekannte.

Was ist, wenn sich möglicherweise Einzelne ermuntert fühlen, ein Mordattentat durchzuführen? Gruppen lassen sich einigermaßen kontrollieren, einzelne Amokläufer nicht. Der Staat schwankte in den vergangenen Wochen zwischen Alarmismus und Beruhigung: Einerseits, hieß es, könne es knallen, andererseits hätten die Sicherheitsbehörden die Lage im Griff. Längst gibt es Präventivpläne, was im Fall des Falles zu tun ist. Diese Dialektik wird andauern. Eine Entwarnung ist nicht in Sicht.

© SZ vom 29.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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