Verkehr in München:MVG will besser werden dank Handydaten

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Die MVG will mithilfe der Digitalisierung das Angebot im Nahverkehr verbessern. (Foto: dpa)

Statt mühsam per Hand zu zählen, plant die Verkehrsgesellschaft künftig mit einer App Fahrgastströme zu erheben.

Von Andreas Schubert

Einfach so auf die Schnelle mehr U-Bahnen, Busse oder Trambahnen auf Schiene und Straße zu schicken, ist für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nicht zielführend. Neue Angebote müssen auch möglichst vielen Fahrgästen nutzen. Deshalb feilt die MVG stetig an der Effizienz des Fahrplans und setzt dabei verstärkt auf Digitalisierung. Für eine bessere Angebots- und Verkehrsplanung will das Verkehrsunternehmen künftig Mobilfunkdaten auswerten.

Die MVG beteiligt sich dabei an einem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Forschungsprojekt mit insgesamt sieben Partnern. Das Ziel ist laut Mitteilung der MVG, Verfahren zu entwickeln, mit denen die Nachfrage im öffentlichen Verkehr zeitlich und räumlich möglichst genau ermittelt werden kann.

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Und hier kommen die Handynutzer ins Spiel: Freiwillige Teilnehmer können sich eine App namens xMND auf ihr Smartphone laden. Die Projektpartner Motiontag, Civity, Telefónica Next und das Fraunhofer Institut werten dann die GPS-Daten der Teilnehmer aus. Der Mobilfunkanbieter Telefónica Next bringt in dem Forschungsprojekt anonymisierte Mobilfunkdaten aus seinem Netz ein und berechnet daraus Bewegungsströme. Diese Daten fallen im normalen Geschäftsbetrieb an und entstehen, wenn Handys, etwa beim Surfen oder Telefonieren, mit den Mobilfunkzellen kommunizieren.

Doch wie steht es hier um den Datenschutz? Die Anonymisierung erfolge über ein dreistufiges und vom TÜV Saarland zertifiziertes Verfahren, dessen Entwicklung auch von der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit begleitet wurde, teilt die Münchner Verkehrsgesellschaft mit.

Die MVG selbst steuert vorhandene Daten aus der Fahrgastzählung bei. Zusätzlich fließen Informationen von Haltestellen und zu Streckenverläufen ein. Auf dieser Basis werden am Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme detaillierte Algorithmen entwickelt, um die räumliche Genauigkeit der Mobilfunkdaten zu verbessern.

Bisher sind für die Verkehrsplanung manuelle oder durch Zählgeräte erstellte Verkehrserhebungen notwendig. Diese sind nach Angaben der MVG vergleichsweise teuer, aufwendig und zudem nicht tagesaktuell verfügbar.

Der Name des Forschungsprojekts xMND ist ein Kürzel für "Extended Mobile Network Data". Das Bundesverkehrsministerium fördert das Projekt im Rahmen seiner Forschungsinitiative "mFUND". Der Projektzeitraum ist für zwei Jahre geplant. Aus einem "Modernitätsfonds" wird die Entwicklung digitaler Geschäftsideen finanziert, die auf Mobilitäts-, Geo- und Wetterdaten basieren. Dazu zählen etwa neue Navigationsdienste, innovative Sharing-Plattformen, intelligente Reiseplaner oder Wetter-Apps. Fördergeld kann es bereits für eine Geschäftsidee geben, später unterstützt der Fonds Gründer und Start-ups bei der Umsetzung - vom Konzept über die Entwicklung bis zur Marktreife.

MVG-Chef Ingo Wortmann ist davon überzeugt, dass sich das Angebot im Nahverkehr durch die Digitalisierung verbessern lässt, weil es sich dadurch stärker an der tatsächlichen Nachfrage orientieren könne. "Für die aktuellen Herausforderungen benötigen wir dringend bessere Daten", sagt er. "Dieses Projekt hilft uns dabei, unsere Planungen noch präziser zu machen."

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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