Münchner Stadtviertel: Schwanthalerhöhe:Geschichte, Daten, Fakten

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Von einer leeren Haide zur Industrie-Boomtown: Die Schwanthalerhöhe, oder auch Westend genannt, war ein klassisches Arbeiterviertel in der Industriephase - der Ruf des Viertels war nicht immer der Beste. Heute ist das Westend eine beliebte Wohngegend mit Wohlfühlcharakter.

Christian Jocher-Wiltschka

Das Gebiet auf dem heute die Schwanthalerhöhe liegt, war früher die Sendlinger Haide. Diese Fläche mit ihren kargen Feldern gehörte ursprünglich zu den Dörfern Untersendling und Neuhausen. Bis ins frühe 19. Jahrhundert war die Sendlinger Haide nahezu unbesiedelt. Mit der Industrialisierungsphase hat sich das aber schnell geändert. München brauchte Platz, hier war er zu finden. Im Westen Münchens entstand ein klassisches Arbeiterviertel, am Ende der Stadt: Das Westend war geboren.

Genossenschaftsbauten prägen das Viertel. Früher etwas heruntergekommen, haben sich die Wohnanlagen inzwischen fein raus geputzt. (Foto: Christian Jocher-Wiltschka)

Wichtig für die weitere Entwicklung des Viertels war der einsetzende Eisenbahnbau. Bis heute ist die Schwanthalerhöhe im Osten durch die Theresienwiese und von allen anderen Seiten durch Bahnschienen begrenzt. Wo die Eisenbahn fährt, da kommt auch die Industrie - im Westend war es nicht anders. Besonders Gewerbe, das innerhalb der Münchner Stadtmauer nicht mehr gern gesehen war, ließ sich auf der Schwanthalerhöhe nieder. So gehörte auch einmal eine Schwefelsäurefabrik zum Viertel. Bis 1873 wurde darin Soda, Chlorkalk und Glaubersalz hergestellt. Entlang der Bahnlinien siedelten sich aber auch Speditionen und Lagerfirmen an. Ab 1850 verließen auch viele Brauereien den Münchner Stadtkern und kamen in den Westen - auch sie waren wichtige Arbeitgeber im Viertel. Heute steht nur noch die Augustinerbrauerei im Westend.

Gute Verkehrsanbindung und viele Arbeitsplätze bescherten dem Viertel schnell viele Bewohner. 1870 waren es noch ungefähr 1000 Menschen, die die Sendlinger Höhe bevölkerten, 1890 dann schon 22.000. Der Bevölkerungsboom hatte aber natürlich auch seine Nachteile. Mit den vielen Menschen kamen zunehmend soziale Probleme ins Viertel. In dieser Phase bekam das Westend Beinamen wie Räuberviertel oder Glasscherbenviertel.

Mit dem Bau vieler Genossenschaftswohnungen entspannte sich die Situation aber etwas. Um die Jahrhundertwende wohnten vor allem junge Familien im Westend. Und weil kaum einer von ihnen das Viertel wieder verließ, prägte schon damals ein besonderer Zusammenhalt die Menschen auf der Schwanthalerhöhe.

Einen Einbruch verzeichnete das Viertel nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele verließen die Schwanthalerhöhe und die Bevölkerung ging in den Jahren zwischen 1950 und 1964 um 12 Prozent zurück. Die schlechten Wohnungen waren für viele ein Grund, das Viertel zu verlassen. Mit der Gastarbeiteranwerbung in Deutschland in den sechziger Jahren kamen dann vermehrt Ausländer ins Westend. 1975 lag der Ausländeranteil bereits bei 29 Prozent. Ein neues Bild entstand in der Wahrnehmung der Münchner: Das Westend als Viertel der Armen, Alten und Ausländer.

Heute ist davon nicht mehr viel übrig. Der Ausländeranteil im Westend ist immer weiter zurückgegangen. Durch umfassende Häusersanierungen und den Neubauten an der alten Messe, sind neue, hochwertige Wohnungen im Viertel entstanden. Viele Cafés und Kneipen locken wieder zunehmend junge Menschen auf die Schwanthalerhöhe. Viele Künstler haben das Viertel inzwischen für sich entdeckt. Das Westend ist wieder ein Stadtteil, in dem man gerne lebt und wohnt.

Daten und Fakten

Fläche: Die Schwanthalerhöhe erstreckt sich auf 207 Hektar. Das Viertel gehört zu den am dichtesten bebauten Stadtteilen Münchnes. 135 Bewohner teilen sich im Durchschnitt einen Hektar. Immerhin sind in den vergangenen Jahren einige Erholungsflächen entstanden. Diese machen aber nur sieben Prozent der Gesamtfläche aus.

Bevölkerung: 52.495 Menschen leben im Westend, 23,3 Prozent davon sind Ausländer - ein durchschnittlicher Wert in München. 60 Prozent der gemeldeten Haushalte sind Single-Haushalte.

Verkehrsanbindung: Die U4 und U5 fährt direkt vom Hauptbahnhof zur Haltestelle Schwanthalerhöhe und Heimeranplatz. Daneben führt die S-Bahn-Stammstrecke durch das Viertel mit den Stationen Donnersbergerbrücke und Hackerbrücke. Und die S7 fährt über den Heimeranplatz.

Kultur und Bildung: In der Schwanthalerhöhe gibt es ein Museum und zwei Bibliotheken.

Kinderbetreuung: 26 Kinderbetreuungseinrichtungen kümmern sich um 1211 Kinder. Auf jede Einrichtung kommen so im Schnitt 47 Kinder - das Westend liegt damit im Münchner Mittelfeld.

(Stand: 31.12.2010, mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt)

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Christian Jocher-Wiltschka

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