Die Stadt ist voll. Kindergärten, Restaurants, Wohnungen, Straßen. Alles randvoll. Das ist ein Merkmal von Großstädten. Manchmal das einzige. Man muss sich täglich über den Lärm und die Hektik beschweren, das gehört dazu. Wer die Beschwerde allerdings wirklich ernst meint, der gehört nach Niederbayern. In München muss man sich ja ohnehin nicht so viel beschweren. Weil in München alles immer ein bisschen strahlender, ein bisschen schöner ist. Freiflächen zum Beispiel. Die sind in München total durchdacht. Beispielsweise gibt es in keiner anderen Stadt - weltweit! - Straßen begleitende Freiflächen. Eine Art innerörtliche Standstreifen. Geteerte, ebene, wenngleich schmale Wege, die zwischen sehr breiten Fußgängerwegen und mehrspurigen Autostraßen verlaufen.
Diese Wege werden gern genutzt. Trolleys gleiten auf ihnen fast so mühelos dahin wie am Flughafen, Kinderwägen lassen sich leichter schieben, auch mit dem Rollator kommt man besser voran. Von Touristen werden die schmalen Asphaltwege gern genutzt, weil sie eine gute Aussicht auf das Stadtgeschehen bieten, der Standort eignet sich auch zum Fotografieren der prachtvollen Münchner Hausfassaden hervorragend. Als Be- und Entladezonen sind die Wege unersetzlich, Mitfahrer können unkompliziert und gefahrlos abgesetzt und abgeholt werden, Paketzusteller behindern hier weder Autoverkehr noch Fußgänger.
Störend sind nur jene Verkehrsteilnehmer, die weder flanieren wollen, noch ihren Wagen ausfahren. Jene in dieser Jahreszeit wieder stark wachsende Schar von Menschen, die Fortbewegung mit Sport verwechselt. Die Kraft ihrer Beine auf zwei Rädern durch die Stadt rollt und sich im Slalomfahren übt. Hier und da zeigen blaue, kreisrunde Schilder an, dass die Flächen wohl tatsächlich nur für Radfahrer gedacht sind. Aber ganz ehrlich: Für diesen profanen Zweck sind die schönen Wege doch viel zu schade.