Münchner Momente:Sportliche Bockfotzn

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In der Geschichte von Bayern München und dem TSV 1860 gab es einige wichtige Ohrfeigen - nicht nur auf dem Platz, auch von den Fans untereinander

Von Michael Morosow

Nach der sportlichen Watschn, die der ruhmreiche TSV 1860 München beim 0:2 am letzten Spieltag in Karlsruhe kassiert hatte, schepperte es bekanntlich kurz darauf im Löwen-Training an der Grünwalder Straße noch einmal. Stürmer Rodrigo Ríos Lozano verpasste Torwart Stefan Ortega einen porazzo, wie man in Spanien eine bayerische Bockfotzn nennt. Der peinliche Zwischenfall soll vergessen sein, wenn die Löwen an diesem Freitagabend in Kiel ums Überleben in Liga zwei kämpfen.

Unvergessen hingegen die berühmteste Watschn in der Geschichte des Weltfußballs, bei der selbstredend wiederum ein Sechzger seine Hand im Spiel hatte. Gerhard König war es, der den Franz zum Kaiser schlug, als er anno 1958 dem im Dress des SC München kickenden Franz Beckenbauer mitten im Spiel derart eine langte, dass dieser mit einem Schlag seine Wechselabsicht zu den Sechzgern vergaß und stattdessen dem FC Bayern München zu Ruhm und Ehre verhalf. Zwischen der Watschen 1958 und dem porazzo 2015 hat die Münchner Polizei zahlreiche Massenschlägereien zwischen Rot und Blau registriert.

Wie tief der Graben zwischen beiden Fangruppierungen inzwischen geworden ist, hat sich am Sonntag gezeigt. Hier die Super-Bayern, die auf dem Marienplatz ihren 25. Meistertitel feierten, dort die Sechzger, die in umliegenden Kneipen vor dem Fernseher um das Überleben ihrer Löwen in Karlsruhe zittern. Der Mitkonkurrent um den Klassenerhalt, der FC Erzgebirge Aue, hat soeben in Heidenheim den 2:2-Ausgleich geschossen. Jubel brandet auf, die vielen Bayern-Fans, die neben dem Meistertitel gerne auch den Abstieg der verhassten Blauen gefeiert hätten, flippen aus vor Freude, einer schreit: "Aue vor, noch ein Tor." Er kommt aus Aachen. Was eine Bockfotzn ist, weiß er noch nicht.

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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