Münchner Momente:Schönere Schornsteine

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Stadtrat Marian Offmann möchte den Schornstein des ehemaligen Heizkraftwerks der Bahn künstlerisch umgestalten. Er kann sich dafür sogar einen Wettbewerb vorstellen. Dabei gäbe es eine viel einfachere Lösung

Kolumne Von Günther Knoll

Abensberg ist ein idyllisches Städtchen im Landkreis Kelheim, Insidern als nördliches Tor zur Haller-tau bekannt. Dass es heute beliebtes Ziel aller möglichen Seniorenausflüge ist, hat weniger mit seiner Lage und Geschichte zu tun als viel mehr mit dem sogenannten Hundertwasser-Turm, einem Bauwerk, das der örtliche Bräu gegen viele Widerstände durchsetzte und das deshalb auch Kuchlbauer-Turm genannt wird. Die eigentliche Attraktivität des Baus, den der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser kurz vor seinem Tod noch plante, wird klar, wenn man weiß dass dort eine Sammlung von 4000 Weißbiergläsern untergebracht ist.

Nun darf man annehmen, dass der Münchner CSU-Stadtrat Marian Offman weniger ein Anhänger niederbayerischer Braukunst als vielmehr ein Freund ausgefallener, in diesem Fall leicht versponnener Architektur ist. Jedenfalls schlägt er vor, den Schornstein des ehemaligen Heizkraftwerks der Bahn zwischen Gleisanlagen und der Arnulfstraße "künstlerisch umzugestalten", eventuell durch entsprechende Beleuchtung oder aber frei nach Hundertwasser. Weil, so schreibt Offman an den Oberbürgermeister, der Schornstein als Zeugnis der früheren Nutzung des Ortes als Heizkraftwerk erhalten worden sei. Das aber erschließe sich den mehreren hunderttausend "Fahrzeugen wohl eher nicht", die täglich auf der Donnersbergerbrücke unterwegs seien. Dieser Anblick, frei nach Morgenstern "gräßlich und gemein", mag zwar die Autos weniger stören als ihre Fahrer, weil erstere ja pausenlos mit dem Berechnen ihres Schadstoffausstoßes beschäftigt sind, während der Lenker im ohnehin stockenden Münchner Verkehr alle Zeit zum Sightseeing hat.

Jedenfalls soll der OB nun prüfen lassen, ob Mittel für eine entsprechende Umgestaltung zur Verfügung stehen. Offman kann sich dafür sogar einen Wettbewerb vorstellen. Auf die Vorschläge darf man gespannt sein, denn ähnliche Schornsteine gibt es etliche in München. Einfacher wäre, das Objekt an der Donnersbergerbrücke einfach in einen "Kletterturm für Sprayer" umzunutzen.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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