Münchner Momente:Schluss mit lustig

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Das Ende der Spaßzeit beginnt üblicherweise am Aschermittwoch. In München kam das Ende heuer schonen einen Tag früher, und zwar auf dem Viktualienmarkt. Dort verlief ein Auftritt des Oberbürgermeisters mit den Marktkaufleuten alles andere als harmonisch

Kolumne von Stephan Handel

Gott sei Dank ist das jetzt vorbei mit dem ganzen Unsinn. Gott sei dank müssen sich seriöse ältere Männer wie wir jetzt nicht mehr mit alkoholisierten Unbekannten über Quatsch unterhalten: Warum eigentlich tagsüber die Sonne scheint, wenn's doch eh hell ist. Wie es kommt, dass Kreissparkassen fast immer in rechteckigen Gebäuden untergebracht sind. Jetzt ist nämlich Fastenzeit, jetzt ist wieder ernsthaft.

Das Ende der Spaßzeit begann heuer schon einen Tag früher als gewohnt, und zwar auf dem Viktualienmarkt. Dort hatte sich zum Tanz der Marktweiber auch der Oberbürgermeister eingefunden, einerseits als Hausherr, andererseits als Gast. Als solchem passierte ihm dann eine Düpierung, vielleicht sogar eine Demütigung, jedenfalls aber ein Eklat - drunter geht's heute ja nicht mehr: Die Sprecherin der Marktkaufleute, also quasi das Obermarktweib (Marktoberweib?) lieferte ein Beispiel dafür, dass viele Leute Gastfreundschaft und gutes Benehmen sausen lassen, wenn man ihnen nur ein Mikrofon und ein Publikum gibt. Der Stadtrat hatte es nämlich in der vergangene Woche gewagt, einen Wunsch der Marktkaufleute abzulehnen - die fühlten sich und ihr Geschäft gestört durch Menschen, die auf dem Viktualienmarkt Bier trinken, und wollten, dass die Stadt so etwas verbietet. Diese Insubordination - nicht das Biertrinken, sondern die Ablehnung des Antrags - bekam der Oberbürgermeister nun vor versammelter Narrenschaft hingerieben, verbunden mit der deutlichen Aufforderung, er solle gefälligst dafür sorgen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.

Der Oberbürgermeister machte ein Gesicht wie damals Angela Merkel auf dem CSU-Parteitag, als sie vom Seehofer geschimpft wurde. Er bestreitet aber die Behauptung, dass er der Marktsprecherin beim Verlassen der Bühne zugeflüstert haben soll, das werde ihr noch leid tun. So oder so: Zwischen der Stadt und den Viktualienmarkt-Leuten ist wohl erst mal Schluss mit lustig.

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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