Münchner Momente:Romantiker in Grün

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Und noch ein Städtevergleich: Die Stadt landet auf einem merkwürdigen sechsten Platz - ein Fall für unsere Polizei

Von Martin Bernstein

In Sachen Romantik steht der Münchner ja ganz leidlich da: auf Platz sechs weltweit. Romantischer als er sind nur noch die Menschen in Valparaiso, Paris, Zürich, Berlin und Tel Aviv - so will es das Reiseportal Travelbird herausgefunden haben. Nun gut, in dessen Liste der "inspirierendsten Reiseziele" aber landete München nur auf einem eher enttäuschenden 30. Platz. In beiden Fällen ist noch Luft nach oben. Man müsste nur mal die Freunde und Helfer von der Polizei fragen.

Polizisten sind nämlich, man mag es kaum glauben, Experten in Sachen Romantik und Inspiration. Jüngst bewegte ein Videoclip die virtuelle Welt: "Da ist eigentlich immer alles dabei", sagt da ein netter junger Mann, untermalt von Entspannungsmusik, "Männer, Frauen, alte und junge Leute." Der nette junge Mann ist Polizist im Präsidium Stuttgart und stellt dessen Ausnüchterungszellen vor. Aber wie weich, wie zärtlich er das tut! Die Menschen seien dort "in unserer Obhut" und sicher. "Ich bin der Gregor", sagt der Mann, "und ich bin gerne Polizist in Stuttgart." Man stelle sich die Szene mal in München vor: Seinen obersten Chef, den Präsidenten, könnte das Social-Media-Team des Polizeipräsidiums vor die Haftzellen an der Ettstraße stellen. Dann spräche Andrä zu den Klängen volkstümlicher Quetschnmusi vielleicht Sätze in die Kamera wie diesen: "I bin der Hubertus - und da bin i dahoam." Romantischer geht's nimmer.

Und die Inspiration? Auch die bringen Polizisten mit, wie ein Blick in die Drogenhochburg Cali in Kolumbien zeigt. Dort gibt es eine Salsa tanzende Polizeitruppe. Die baut irgendwo in der Stadt eine Absperrung auf - und los geht's. Das, sagt einer der Ordnungshüter, inspiriere die Menschen und schaffe gute Gefühle. Wie entspannend wäre es, würde das USK der hiesigen Polizei, zuletzt weniger inspiriert als rustikal im Umgang mit Demonstranten, nicht martialisch in schwarzer Montur aufmarschieren. Sondern würde einen krachledernen Schuhplattler auf die Sonnenstraße legen, dass es nur so knallt: Und patsch . . . und klatsch . . . und peng . . . ! Dann wäre München wirklich eine Reise wert.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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