Münchner Momente:Radlerfrust auf dem Sattlerplatz

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Wer sein Gefährt auf dem privaten Gelände abstellt, dem droht eine Gebühr von 25 Euro. Der künftige Namensgeber des Platzes hätte dazu wohl einiges zu sagen

Kolumne von Stephan Handel

Radfahrer sind wirklich das Letzte. Einbahnstraßen-Ignorierer, Rotlicht-Missachter, Fußgänger-Erschrecker, egoistische, unerzogene Raser, die sich an keine Regeln halten und ihren barbarischen Anarchismus für Freiheit halten. Grund zum Schimpfen gibt es genug. Einerseits.

Andererseits sollten Radfahrer gelegentlich auch verteidigt werden, und das nicht nur, weil sie normalerweise weniger Abgase verbreiten als Autos. Hinter dem Marienplatz zum Beispiel, da liegt eine innerstädtische Brache, die im Volksmund Sattlerplatz genannt wird, weil sie bislang noch keinen eigenen Namen hat. Es gibt dort das Hirmer-Parkhaus, eine Post, die schwarze Front der Hofstatt, die Lieferanfahrt für den Kaufhof, in der die Mitarbeiter stehen und rauchen, und seit neuestem auch einen Dönerladen. Wer Gäste hat und denen die schönsten Ecken Münchens zeigen will, der wird um den Sattlerplatz einen möglichst großen Bogen machen.

Es gibt am Sattlerplatz jede Menge Gelegenheiten, ein Fahrrad sicher zu verwahren - Geländer, Laternen, Pfosten. Wer das regelmäßig tat, fand allerdings vor kurzem einen Zettel an das Rad getackert des Inhalts, dass es verboten sei, "Fahrzeuge jeder Art, insbesondere Fahrräder" abzustellen: "Der Sattlerplatz ist kein öffentlicher Platz", abgestellte Fahrräder werden entfernt und nur gegen eine Gebühr von 25 Euro wieder herausgegeben.

Richtig ist, dass sich der Sattlerplatz im Privatbesitz befindet. Nicht richtig allerdings ist die Aussage, es sei generell verboten, Fahrzeuge dort zu parken: Es gibt einige nur mit Schlüssel zugängliche Autostellplätze, wahrscheinlich für Leute, denen das Hirmer-Parkhaus zu billig ist. Der Sattlerplatz gehört im übrigen der Familie Inselkammer und wird jetzt nach dem früheren OB Georg Kronawitter benannt. Der war in der SPD und könnte den Besitzern sicher etwas erzählen, über öffentlichen Raum, über Radfahrer und andere Egoisten.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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