Münchner Momente:Mäh, Löwe, mäh!

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Wie kann der TSV 1860 sich gegen den Drittligisten Lotte behaupten? Vielleicht, indem er sich ein Beispiel an dessen Obmann nimmt. Dem kommen die besten Ideen bei der Rasenpflege

Von Michael Morosow

Der Dackel eines befreundeten Löwen-Fans hörte auf den Namen Lotte. Sein Zweikampfverhalten im Ballspiel war überaus rustikal gewesen, aber er konnte beidfüßig schießen. Wenn er nicht schon längst ins Gras gebissen hätte, der Dackel, wäre er eine echte Option für TSV 1860 München, zumal für dessen DFB-Achtelfinalspiel im Februar 2017. Die Paarung lautet: Lotte gegen Löwen, mithin Sportfreunde gegen Turn- und Sportverein, Drittligist gegen Zweitligist, Nobody gegen DFB-Pokalsieger 1964, 14 000-Seelen-Gemeinde gegen Millionenstadt. Eines der leichteren Lose also - jubelt man im westfälischen Lotte. Nach den sensationellen Siegen in der ersten DFB-Runde gegen Werder Bremen und am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen freuen sich die Sportfreunde auf einen leichteren Gegner, den sie durch die flotte Lotte drehen können. Da kommen die Löwen ganz recht.

So weit also ist es schon gekommen, dass die Sechziger nicht einmal mehr einem Drittligisten aus der westfälischen Provinz Angst einflößen können. Rudi Brunnenmeier selig, der heute noch kultisch verehrte Mittelstürmer der Sechziger, wird sich zuletzt mehrmals in seinem Grab umgedreht haben. Brunnenmeier hatte am 13. Juni 1964 im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt das entscheidende 2:0 erzielt und damit einen Freudentaumel rund um Giesings Höhen ausgelöst. Heute trägt der Wind das Maunzen seiner Löwen bis zu seiner Ruhestätte am Ostfriedhof. Es wird also Zeit, dass die Löwen wieder brüllen und nicht mehr dem Erfolg hinterherdackeln. Und dazu sind alle gefordert, vom Zeugwart bis zum Präsidenten.

Ja, Peter Cassalette könnte schon ein wenig mehr tun als nur an seinem Schreibtisch zu sitzen und auf ein Lebenszeichen von Investor Hasan Ismaik zu warten. Soll er seinen Blick doch mal nach Lotte richten. Bei den Sportfreunden hat Klub-Obmann Manfred Wilke seit nunmehr schon 28 Jahren das Sagen; eine lange Zeitspanne, in der es der TSV 1860 auf nicht weniger als elf Präsidenten und 26 Trainer brachte.

Aber der Lotte-Chef, so hört man, mäht sogar hin und wieder den Rasen des Spielfeldes. "Man hat eine Dreiviertelstunde Zeit und kann sich in dieser ganz viel überlegen", sagte Wilke dem Fußballmagazin 11 Freunde. Also, liebe Sechziger, kauft einen Präsidenten-Rasenmäher, am besten einen, mit dem Cassalette drei Stunden für einen Platz braucht. Sich einfach mal Zeit nehmen zum Überlegen, Herrgott, da hätte man doch früher draufkommen können.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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