Gibt ja immer mehr als genug Gründe, schlechte Laune zu haben: Der Sommer ist vorbei, und das Oktoberfest auch. Das Thermometer fällt unaufhörlich in Richtung Eisschicht. Die Laubbläser sind unterwegs. Und wenn ein offenbar verwirrter Mann in Haidhausen andere Leute verletzt, dann gibt es Menschen, die ernsthaft behaupten, das sei bestimmt gelogen, dass das ein Deutscher sei.
Terry Pratchett übrigens hat über diese Klientel vor Jahren schon das richtige gesagt, über solche, die sich selbst gerne als "besorgte Bürger" sehen: "Sie sprachen immer die gleiche private Sprache", schrieb Pratchett, "in der 'traditionelle Werte' und ähnliche Ausdrücke auf 'jemanden lynchen' hinausliefen." Aber bevor die Laune noch schlechter wird, lieber nach Gründen suchen, warum das Leben und die Stadt vielleicht manchmal doch nicht so schlimm sind: das Rascheln der Laubhaufen, wenn man sie durchwatet? Das bunteste Bunt der Welt im Englischen Garten, viel schöner als das Nur-Grün des Sommers? Ein letzter Nachmittag im Freien, mit Sonne, Wärme, Spaß und einer Radlermaß?
Immer noch nicht besser? Na gut - für alle MVV-Benutzer gibt es eine todsichere Methode zur Aufheiterung, sie wirkt garantiert und immer: Beim Weg durch die Stadt warte man auf Haltestellen, die einen Platz bezeichnen, und dieser jeweilige Platz muss nach einer Person benannt sein. Sodann füge man in Gedanken dem Namen des Platzes ein t an: Goethe-Platz(t). Max-Weber-Platz(t). Max-Joseph-Platz(t). In gleicher Art kann, je nach Route, Walter Sedlmayr zum Platzen gebracht werden, Georg Freundorfer, der olle Gärtner, Beethoven, bei steigender Übung sogar ein Wiener und viele, viele mehr. Wenn die anderen Fahrgäste komisch schauen bei all dem Gekichere und Gegluckse: Einfach einweihen in das Spiel, es ist zum Platzen.