Münchner Momente:Köstliches kosten ohne Kosten

Lesezeit: 1 min

Wenn es denn stimmt, dass Essen im Gehen ungesund ist, dann ist die Laufkundschaft am Viktualienmarkt auf dem besten Weg ins Krankenhaus

Von Günther Knoll

An der Brottheke des neuen italienischen Feinkosthändlers am Viktualienmarkt: Ein netter Verkäufer schneidet gerade frisches Käse-Ciabatta in Häppchen und legt diese zum Kosten auf einen Teller. Der Andrang ist groß, doch wenn man Brot kaufen will, wird man sofort und schnell bedient. Dann der Griff zum Probierteller - Pech gehabt, denn der ist inzwischen abgeräumt. Zwei Stände weiter gibt's leckere Pasteten und Schmalz. Man kämpft sich nach vorn, erkundigt sich, woher die Produkte sind und was sie kosten. Währenddessen von da und dort schnell eine Hand und das eben noch volle Präsentiertablett ist geleert. Wenn es denn stimmt, dass Essen im Gehen ungesund ist, dann ist die Laufkundschaft hier auf dem besten Weg ins Krankenhaus. Denn überall werden kleine Köstlichkeiten kostenlos angeboten und überall wird zugegriffen.

Zwei Strategien prallen da aufeinander: die des Verkäufers, der seine Klientel anfüttern will, und die des potenziellen Kunden, der versucht, sich durchzufuttern, ohne dafür zu bezahlen. Der bairische Volksmund hat für solche Zeitgenossen den wenig schmeichelhaften Begriff Freibierlätschn geprägt. Und wer glaubt, solche seien auf Vernissagen auf keinen Fall anzutreffen, der wird womöglich staunen, wie viele Menschen Prosecco und Fingerfood kostenlos als Kunstgenuss verstehen. Ob Flatrate-Saufen oder "All you can eat" - billig ist halt doch noch nicht umsonst.

Zum Schluss noch ein Tipp für besonders Preisbewusste: Wenn mit der Fahrplanänderung am Sonntag MVG und MVV ihre Tarife wieder einmal erhöhen, dann gilt das diesmal nicht für die Streifenkarte, die kostet nämlich künftig nicht mehr als vorher. Das heißt: Das Fahren mit Streifen ist zwar im Prinzip nach wie vor teurer als das mit Zeit- oder Gebietskarten, im Vergleich zur jetzigen Tarifgestaltung aber wird es günstiger. Wem diese Rechnung zu kompliziert ist, der sollte nicht in Versuchung geraten, stattdessen gleich schwarz zu fahren. Denn wird man erwischt, wird's auf alle Fälle teurer.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: