Münchner Momente:I bims d1 1brecher

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Hat die Münchner Polizei bei ihren Tweets zu tief ins Glas geschaut? Nein, natürlich nicht. Sie geht nur mit der Zeit

Von Anna Hoben

Man sieht ja jetzt wieder jeden Tag schöne Urlaubsbilder auf Facebook, eigentlich müsste man gar nicht selber in Urlaub fahren. Am Schlautelefon öffnet man die App und ist quasi augenblicklich sowohl erholt dank all der wunderbaren Strände als auch gesättigt von all dem exquisiten Urlaubsessen, das man da sieht. Doch schon im nächsten Moment muss man sich fragen, ob man etwa auch schon betrunken ist von den virtuellen Bildschirm-Cocktails der anderen. "Lieber Urlauber! I bims d1 1brecher!", postet da die Münchner Polizei. "Danke für die Einladung! Wenn du wieder kommst, wirst du dein Zuhause auch sicher nicht mehr wieder erkennen - wir haben es ein bisschen gepimpt! Und deinen Schmuck? Hand aufs Herz - den hast du ja eh nicht mehr getragen! Bis zum nächsten Mal, wenn du wieder öffentlich aus dem Urlaub postest! Bis bald! D1 1brecher vong 3stigkeit her...". Hö, wie bitte?

Man blinzelt und schaut noch mal hin. Vielleicht hat der Social-Media-Beauftragte der Polizei zu tief ins Glas geschaut, oder wieso schreibt der so komisches Zeug? Nein, der geht einfach nur mit der Zeit. Mit dieser Zeit in diesem Neuland, in dem gerade kein Weg vorbeiführt an der Vong-Sprache, einem Phänomen, das die zahlreichen Schreibfehler im Netz auf die Schippe nimmt und zum Hype geworden ist. Herzstücke sind die Konstruktion "vong ... her", eine sogenannte Zirkumposition (das heißt nun in der Linguistik wirklich so), die Phrase "I bims" (klar, für "Ich bin's") und das Ersetzen der unbestimmten Artikel "ein" oder "eine" durch die Ziffer 1.

Man kann die Münchner Polizei nur loben dafür, wie sie in den sozialen Netzwerken kommuniziert, vong Information her, aber auch vong Lustigkeit. Jüngste Mitteilung auf Facebook: "Dieser Moment, wenn die Party-Crasher auftauchen... ,Nein Mann, ich will noch nicht geh'n, ich will noch 'n bisschen tanzen...'". Dann wird es natürlich wieder ganz polizeilich-ernsthaft. "Oft erhalten wir, gerade am Wochenende zur Nachtzeit, Einsätze, weil Gäste, die schon zu viel getrunken haben, auf Bitte des Inhabers das Lokal nicht verlassen wollen. Unsere Aufgabe: Erklären, dass die Party für denjenigen hier endet."

Also: Feiern Sie, aber seien Sie vernünftig, vong Trinkverhalten her. Am Wochenende soll das Wetter übrigens richtig schön werden, vong Sonne her.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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