Münchner Momente:Heul doch!

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In der großen München-Depression ist nur auf eines Verlass: Die nächste Hiobsbotschaft ist nicht fern. Diesmal im Angebot ist eine Studie für alle Handybesitzer

Kolumne von Jakob Wetzel

Man kann gar nicht oft genug darüber klagen: Das Leben ist nicht einfach zwischen Aubing und Riem. Dass die Luft dreckig, der Verkehr laut und die Mieten hoch sind, geschenkt. Das Problem liegt viel tiefer. Lesen Sie bitte nicht weiter, wenn Sie gut gelaunt sind und es bleiben wollen. Denn wo einer hinblickt, welche Statistik er auch zurate zieht - es ist zum Trübsinnigwerden.

In München müssen zum Beispiel die Richter besonders gnadenlos sein. Sie verhängen für gleiche Delikte besonders lange Haftstrafen, das hat neulich eine Studie ergeben. Vermutlich liegt das daran, dass der Münchner im Allgemeinen etwas länger braucht, bis er bereut. Eine andere Studie lässt die Münchner noch viel stärker an sich zweifeln: Ein Germanist hat jüngst ermittelt, dass die Menschen hier wohl grundsätzlich eher langsam im Kopf sind. Wenn ein Münchner etwas vorlesen soll, braucht er dafür im Schnitt fast zehn Prozent länger als ein anderer, heißt es da. Offen bleibt nur, ob er wirklich langsamer denkt, oder ob er sich einfach nur schlechter artikulieren kann.

Nicht einmal auf den Englischen Garten ist übrigens Verlass. Von wegen "grünes München": Die Firma "Travelbird" hat ausgerechnet, dass es in München weniger Grünflächen pro Kopf gibt als in Hamburg oder, ja, Berlin. In Wahrheit ist München so zubetoniert wie keine andere deutsche Großstadt. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sind rund 47 Prozent des Stadtgebiets bebaut oder asphaltiert.

Verlass ist mitten in dieser München-Depression nur auf eines: Die nächste Hiobsbotschaft ist nicht fern. Kürzlich etwa erklärte die Krankenkasse KKH, die Bayern würden öfter als andere zum Doktor rennen. 2017 ließen sich demnach 90 Prozent von ihnen mindestens einmal ambulant verarzten, im bundesweiten Durchschnitt waren es - bitte festhalten - nur 89 Prozent. Kränklich also auch noch. Gut, vielleicht lässt sich das noch auf das Siechtum in Restbayern außerhalb Münchens schieben. Aber dann das: Die Firma "Clickrepair" hat ermittelt, dass die Münchner besonders viel zahlen müssen, wenn das Display ihres Handys kaputt gegangen ist. Im Schnitt koste die Reparatur hier 162 Euro, ganze vier Euro mehr als im Bundesdurchschnitt. Es ist zum Heulen. Und das bei diesen Mieten.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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