Männer, gerade Männer geraten zuverlässig alle paar Wochen in ein wiederkehrendes Dilemma. Alle paar Wochen nämlich gibt es bei Whatsapp, dem Mitteilungsdienst für Sprechphobiker, eine neue Liste mit Emojis, diese kleinen Zeichnungen, mit deren Hilfe der Nachrichtenschreiber den emotionalen Gehalt seiner Mitteilungen grafisch unterfüttern kann.
Nachrichtenschreiben war übrigens früher mal ein Beruf, keine Freizeitbeschäftigung. Heutzutage stehen die Männer vor der schon wieder gewachsenen Liste mit Grinsgesichtern, überlegen sich, welche Emotionen da jeweils dahinterstecken könnten und kommen schließlich zu der Erkenntnis: So viel hab ich gar nicht. Also, Emotionen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Männer gefühlslose Rohlinge wären; schon aus puren Fortpflanzungs-Überlegungen wissen sie, dass sie Gefühle zeigen, aussprechen und diskutieren müssen, wollen sie den Frauen gefallen. Die darstellbare Palette ist dabei aber eigentlich keine Palette, sondern eine überschaubare Tabelle der möglichen Gemütszustände: Lustig. Traurig. Wütend. Neutral. (Für einige wenige Münchner gibt es noch den Zustand "Löwen-Sieg", aber der kommt selten vor.) Der Unterschied zu den Frauen liegt dabei so ähnlich wie der bei der Bezeichnung von Farben: Während den meisten Männern rot, gelb, grün und blau mit jeweils einer Abstufung nach oben und nach unten reichen, beschreiben Frauen Farben bis auf die molekulare Ebene - so können Männer zum Beispiel erfahren, dass Toast, Ballettschuh und Schlamm Farben sind.
So ähnlich ist das auch mit den Emotionen und den dazugehörigen Grinsgesichtern. Männer bräuchten eins, das lacht, eins, das weint, ein wütendes und vielleicht noch eines, das Bier trinkt, für jene seltenen Momente absoluter Zufriedenheit. Tausende verschiedene Emojis führen nur zur Verwirrung, erst beim Sender der Nachricht, dann bei der Empfängerin: Denn wenn er den Unterschied zwischen Lachen I, Lachen II und Lachen III nicht kennt, dann liest die Frau am anderen Ende der Verbindung mit 100-prozentiger Sicherheit exakt die falsche Emotion heraus, also die, die er gerade nicht gemeint hat. Er schickt Toast, und sie versteht Schlamm.