Münchner Momente:Es fliegt ein Zug auf den Balkon

(Foto: oh)

Die S-Bahn hat ein veritables Imageproblem - und plötzlich verteilen ein paar PR-Genies diese supertollen Luftballons

Von Christine Dössel

Wegen einer technischen Störung an einem Stellwerk . . .", so beginnen in der Regel Meldungen über die Münchner S-Bahn. Und weiter gehen sie dann so: ". . . ist der Ostbahnhof seit dem frühen Morgen gesperrt. Es kann noch bis zum Nachmittag zu Folgeverzögerungen kommen."

Chaos auf der Stammstrecke, Wut auf den Bahnsteigen, Verspätungen und Fahrplanänderungen im gesamten Netz: Die S-Bahn, wer wüsste das nicht aus leidvoller Erfahrung, hat ein veritables Imageproblem. Wer immer nun auf die Idee kam, das Unternehmen in einer Luftballon-Kampagne endlich mal ein bisschen abheben zu lassen - er muss ein echter PR-Profi sein. Die länglichen Heliumballons in rot-weißer S-Bahn-Aufmachung waren beim Streetlife-Festival der Renner. Die Dinger gingen weg wie warme Semmeln, zierten Kinderhände und Buggys und stauten sich im Himmel in bunten Luftschiff-Knäueln. Einen dieser Zeppeline zu ergattern, erforderte geduldiges Schlangestehen oder trickreiches Vordrängeln. Und wer einen hatte, wurde ständig angesprochen: Wo, bitte, gibt es diese Luftballons? Beliebter war die Münchner S-Bahn nie. Normalerweise geht ja immer nur der Bahnkunde in die Luft - vor Stress und Ärger. Wie schön, wenn es der Zug mal tut. Auf dem Balkon taumelt jetzt, ganz luftig und leicht, eine S-Bahn im Wind.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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