Münchner Momente:Endlich Nachsaison

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Die Wiesn ist vorbei und auch die Italiener wieder in ihrer Heimat. Wer sie dort besuchen will, kann jetzt was erleben

Von Thomas Anlauf

Gerade in Italien gewesen, Adria, wunderbar. Diese Stille nach Saisonschluss. Leise lachen die Italiener bei Aperol Sprizz, die Gläser klingen. Salute, sie haben es überstanden: Die Tedesci sind wieder fort. Im Caffè nehmen die Einheimischen Platz, drei Monate lang waren die Tische riservato für Touristen. Am Strand karren Traktoren die Umkleidekabinen fort, die Stadt klappt für dieses Jahr die Liegestühle zusammen. Caorle atmet auf.

Ja, gerade aus Italien gekommen. Angekommen im enden sollenden Wiesnwahn. Noch eine Nacht atemloses Grölen vor dem Fenster, das sich vermischt mit dem Klingen berstender Flaschen und dem Geräusch würgender Wiesnheimgänger. Danach auch hier: Stille. Am Tag danach ist es, als wäre die Wiesn nie gewesen. Die Straßen sind frisch gekehrt, beim Gemüsehändler ums Eck gibt es wieder Auberginen statt Augustiner, nur vorne im Café stehen noch ein paar letzte Bierbänke deplatziert herum. An der Kneipentür vom "Kilombo" hängt ein Schild: "Closed during Oktoberfest", das hat sich ja jetzt auch erledigt. Leise lachen die Münchner bei Aperol Sprizz, Gläser klingen in den Cafés. Wir haben es überstanden: Die Italiener, Neuseeländer, Japaner und Australier sind fort.

Die Münchner kehren an ihre Stammtische zurück und granteln, dass es heuer so schlimm war wie noch nie. Und im nächsten Jahr fährt man eh nicht mehr raus auf die Wiesn. Ja ganz bestimmt sogar, da fährt man doch lieber gleich nach Italien, Caorle oder so. Da hat man seine Ruhe im Liegestuhl. Und dann werden sie hinfahren und entdecken, dass die Liegestühle gerade weggeräumt werden. Die Italiener haben die Tische im Caffè besetzt und lästern leise lachend über die Touristen. Eine junge Kellnerin stimmt ins Lachen ein. Sie trägt ein knallenges T-Shirt, darauf steht "Oktoberfest München".

© SZ vom 07.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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