Münchner Momente:Endlich eine Standortdebatte!

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Jahrelang diskutierten die Münchner genussvoll 41 Plätze für eine Philharmonie. Jetzt dürfen sie endlich wieder von vorne anfangen

Von Susanne Hermanski

Der Mensch liebt Rituale, der Münchner seine Standortdebatten. Jahrelang hatte ihn die Diskussion ums richtige Fleckchen für den Bau des neuen Konzerthauses beschäftigt. Eine halbe Ewigkeit zog sie sich, zäh von Stadtviertel zu Stadtviertel, von Brache zu Paradeadresse und wieder zurück in die Pampa. Als der Wanderzirkus nach 41 durchgehechelten Stationen dann doch zum Erliegen kam, weil eine Entscheidung für das Werksviertel fiel, war das irgendwie enttäuschend: Es gab nichts mehr zu debattieren.

Denn was führt einem besser die engen Platzverhältnisse in unserer kleinen Stadt vor Augen als so etwas? In diesem München, in dem sich alles glücklich drängt, zwängt, schiebt und im Stau steht? Gute Güte, wenn es wirklich kaum ein Fleckchen mehr gibt, an dem man noch etwas hinstellen kann, das einer größeren Fläche bedarf als ein ausgeworfenes Badehandtuch - wie mag da erst der Preis der eigenen Zweizimmer-Eigentumswohnung in Haidhausen im Wert gestiegen sein ? Und worüber sollten sich kulturaffine Münchner jetzt noch streiten? Über unterirdische Buddeleien für eine Stammstrecke oder Lilienthals vermeintlichen Raubbau an den Kammerspielen? Langweilig!

Nun naht Rettung: Richard Quaas, Kultursprecher der CSU-Fraktion, hat eine seiner gefürchteten Postillen verschickt, und Klaus Bäumler, Leiter des Arbeitskreises Öffentliches Grün, hat prompt seine Erwiderung in den Raum geschleudert. Das Thema: Die möglichen Standorte für die womöglich hölzerne Interims-Philharmonie, also jenen Spielort der Münchner Philharmoniker, den sie während des Umbaus des Gasteig beziehen würden. Über dieses Projekt weiß man bislang freilich nichts Gewisses. Aber Quaas schlägt schon mal den Parkplatz des Landwirtschaftsministeriums dafür vor. Gleich neben dem Finanzgarten, "den der Bau ja nicht tangieren würde, so dass die Ablehnungsgründe, die ich seinerzeit geteilt habe, gar nicht zum Tragen kommen". Bäumler hält dagegen: "Das Ministerium wird jeden Quadratmeter verteidigen. Da würde sich eher die ungenutzte Grundstücksfläche zwischen Marstall und Marstallstraße . . ." Juhu, endlich kann alles, alles wieder von vorne losgehen, 41 Mal!

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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