Münchner Momente:Ein geschenkter Tag

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Das mit dem 29. Februar ist ein Schmarrn. Oder ist jemand in der Lage, einen guten Grund dafür nennen, das Jahr zu verlängern? Noch dazu um einen Montag

Von Stephan Handel

Jetzt mal ehrlich: Das mit dem 29. Februar, das ist ein totaler Schmarrn, von dem niemand etwas hat, ein Diktat mal wieder der Meinungs-Hegemonie ohne ökonomische, ökologische oder sonst welche Vorteile. Das hat sich vor ewigen Zeiten einmal jemand einfallen lassen, und seitdem wird's so gemacht, immer wieder, immer wieder, ohne dass über den Sinn des Ganzen auch nur nachgedacht wird. Oder ist jemand in der Lage, aus dem Stegreif einen guten Grund dafür nennen, das Jahr zu verlängern, noch dazu um einen Montag?

Für das Wetter zum Beispiel ist gewiss kein positiver Effekt zu erwarten. "Bis Ostern kann's schneien", heißt ein altes Allgäuer Sprichwort. Was also soll gut daran sein, die Frist bis zum Hochfest der Christenheit künstlich auszudehnen? Wer will denn noch mehr Winter? Ja, einen 32. August wenn's geben würde, da hätten die Kinder länger Sommerferien, Biergärten und Badeseen könnten einen Tag mehr genutzt werden, da würde sich jedermann freuen und hochgestimmt in die Sonne blinzeln - aber ein zusätzlicher Tag im Februar, Düsternis, Kälte, der Wind pfeift und im Fernsehen kommt auch nichts Gescheites: Das braucht der Mensch so dringend wie eine Sturmwarnung am Starnberger See. Der Energieverbrauch wird durch den anormalen Februar eher negativ beeinflusst: Wie jedermann weiß, werden Heizungen hierzulande am 1. November ein- und am 31. März ausgeschaltet, damit steht heuer ein Heiztag mehr zu Buche. Und das Licht schaltet man sowieso ein, wenn's finster wird, nicht weil Februar ist. Man könnte höchstens mit der Bürgerfreundlichkeit argumentieren, dass nämlich die Leute so mehr Zeit haben, ihr Fahrrad in der Fachwerkstatt für den Frühling herrichten zu lassen. Aber das ist wie mit den Winterreifen: Die kommen aus dem Keller, wenn der erste Schnee schon gefallen ist, und das Radl wird auch erst dann in die ewig lange Kundendienst-Schlange eingereiht, wenn die Märzenbecher schon kräftig sprießen.

Nein, der 29. Februar hat überhaupt keinen Sinn und sollte abgeschafft werden. Heuer fällt wenigstens der 3. Oktober auf einen Montag, da gibt's einen Ausgleich in Gestalt eines zusätzlichen Wiesn-Tags. Das aber ändert nichts daran, dass die Menschen verärgert sind, weil der Februar dieses Mal so lange dauert. Darüber sollten die Politiker einmal nachdenken. Sie haben dafür einen Tag Zeit.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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