Münchner Momente:Die Wadl sind sicher

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Dackel für die U-Bahnwache? Diesen Vorstoß der CSU hat die Verkehrsgesellschaft jetzt abgelehnt. Schuld daran ist womöglich Jan Josef Liefers

Kolumne von Stefan Simon

Ist am Ende womöglich Jan Josef Liefers schuld? Der Schauspieler hat bei einer Filmpremiere in München gesagt, er habe zur Vorbereitung auf eine seiner Rollen gerade "an jeden Baum gepinkelt". Auch habe er bei Begegnungen mit anderen zuerst an deren Hinterteil geschnüffelt, was nicht immer auf Verständnis gestoßen sei. Liefers ist der deutsche Synchronsprecher eines kleinen Hundes in einem Zeichentrickfilm, der ausgerechnet in die Kinos kam, nachdem die CSU im Stadtrat den Antrag gestellt hatte, die U-Bahnwache solle Dienstdackel bekommen. Daraus wird nun leider nichts, wie die Verkehrsgesellschaft mitteilte.

Sicher, man hätte sich auf Einsätze in Hundebegleitung gründlich vorbereiten müssen. Eine U-Bahn ist ja doch ein ziemlich baumloses Streifengebiet, und mitunter geht es dort enger zu, als es das natürliche Hunderevierverhalten zulässt. Dazu kommt eine Vielfalt von Gerüchen, die selbst menschlichen Nasen kaum zumutbar ist. Und das tagaus, tagein? Würde ein Dackel unter diesen Umständen zum Wadlbeißer, wer könnte es ihm verdenken? Die Auswahl bei diesem Überangebot an Wadln würde freilich schwer fallen, und ob er dann immer genau den schnappen würde, der es auch verdient, wer weiß das schon? Man müsste das also trainieren, vielleicht auch erst einmal ohne Hund. Man bräuchte jemanden, der in der Lage ist, sich in die sicher nicht unterkomplexe Psyche eines Dackels hineinzuversetzen - und da ist man dann ziemlich schnell wieder bei Liefers.

Die U-Bahn-Betreiber nennen andere Gründe: "Als Schutzhund und zur Abschreckung von Straftätern sind Dackel zu klein. Sie können die Streifen bei Einsätzen daher nicht sinnvoll unterstützen." Auch wären die "effektiv realisierbaren Einsatzzeiten (...) sehr kurz, da die Hunde häufige Pausen außerhalb der U-Bahnanlage benötigen würden". Wie ernst es die CSU mit ihrem Antrag meinte, der die Reaktion auf einen Aprilscherz der Verkehrsgesellschaft war, wurde nie abschließend geklärt. Die 23 CSU-Stadträte könnten aber nun selbst ein Zeichen setzen: Es könnte ja künftig jeder von ihnen mit einem Dackel zu den Sitzungen erscheinen. Wird ihnen schon keiner ans Bein pinkeln.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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