Münchner Momente:Die Tiere schlagen zurück

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Bisher sind alle Appelle der Tierparkleitung umsonst gewesen: Noch immer grillen die Feierwütigen an der Isar nahe des Zoos. In diesem Sommer aber könnte sich das ändern

Kolumne von Thomas Anlauf

Von Giovanna weiß man ja, dass sie gern experimentiert. Sie ist ganz klar die Tüftlerin unter den Hellabrunnbewohnern. Mal macht die Eisbärin Übungen zur Schwerkraft, indem sie testet, wann ein Stück Holz über die Klippe kippt. Neulich versuchte sie wiederum hochkonzentriert, eine im Eisbärengraben schwimmende blaue Plastikplatte zu versenken. Völlig zu recht, so ein Stück Müll gehört da nun wirklich nicht hin. Leider war ihre Aufräumaktion nicht gerade von Erfolg gekrönt, das von Giovannas Tatze untergetunkte Teil tauchte einfach immer wieder auf. Trotzdem kann man Giovannas brummigen Einsatz für ein sauberes München gar nicht hoch genug einschätzen. Im Gegensatz zu einigen Saubären, die die Kiesbänke am Flaucher als wilde Müllkippe nutzen, hält die Eisbären-Dame ihr Gehege rein.

Für die Tierparkbewohner sind die vielen Feiernden im Sommer ja schon länger ein Ärgernis. Die Giraffen zum Beispiel würden am liebsten schnell das Weite suchen, wenn mal wieder vom nahen Ufer Grillrauch aufsteigt und es riecht, als würde die Serengeti in Flammen aufgehen. Die kugelrunden Kunekune-Schweinchen im Mühlendorf geraten ins Schwitzen, wenn sich draußen vor dem Zoo wieder mal ein Artgenosse am Spieß dreht. Und dem Sibirischen Uhu erzittern die zarten Federohren, sobald am lauen Sommerabend am Fluss eine laut wummernde Party steigt.

Alle Appelle der Tierparkleitung an die Isargriller, nicht vor dem Zoo zu grillen und leise zu feiern, scheinen sich allsommerlich in Rauch aufzulösen. Doch nun könnten die Tiere in die Offensive gehen: Die Rosapelikane stecken seit einigen Tagen auf ihrer Insel die Köpfe zusammen und lauschen den Geschichten, die ein Pelikanweibchen bei ihrem einwöchigen Ausflug an die Isar erlebt hat. Schon bald, beim ersten Rauchsignal vom Flaucher, werden sie gemeinsam ausschwärmen und auf den Kiesbänken patrouillieren. Natürlich darf auch Eisbär Giovanna mit, sie wird sich mit ihrem ausgeprägten Ordnungssinn dafür stark machen, dass die Leute ihren Müll ganz bestimmt wieder mit nach Hause nehmen. Man darf gespannt sein, wie sauber und still es im kommenden Sommer an den Ufern der Isar sein wird.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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