Wenn Pendler in der S-Bahn jetzt häufiger "bitte schön" oder "gerne" sagen, dann kann es sich nur um eine höfliche Antwort auf die neuen Durchsagen der Deutschen Bahn handeln. Als Reaktion auf den Dank, mit der S-Bahn gefahren zu sein. So freundlichen Service kennen Münchner Stammstreckenjunkies normalerweise nur aus dem ICE. Aber nur weil nun auch in der S-Bahn neue Ansagen laufen, sind die beiden Schienenfahrzeugtypen noch lange nicht auf gleichem Niveau.
Der SZ liegt eine wie üblich geheime Liste mit weiteren Zugdurchsagen vor, mit der die Münchner S-Bahn sich an das ICE-Niveau angleichen möchte. So ist vorgesehen, dass bei Halt auf freier Strecke eine Art Bildungsprogramm einsetzen soll. Zusätzlich zur Ansage "Wegen Überlastung der Strecke vor uns verzögert sich die Weiterfahrt" würde dann etwa vor dem Westkreuz ergänzt: "Auf der linken Seite sehen Sie das sogenannte Gleisdreieck, die Hundewiese von Gräfelfing." Und während sich das Interesse der Reisenden auf die Brache bei Neuaubing konzentriert, denken sie automatisch nicht mehr an Verspätungen. Zu den Neuerungen sollen auch abendliche Ausgehtipps gehören und an den Endstationen Hinweise auf noch geöffnete Gaststätten und die aktuellen Bierpreise.
Wer als Pendler mit dem herzlich gemeinten "Schlafen Sie gut!" nach Hause geht, wird am nächsten Morgen auch gerne wieder einsteigen. Wie aus dem Papier hervorgeht, lautet eine aus den Regionalzügen entlehnte Ankündigung: "Der mobile Brezenverkäufer befindet sich derzeit in der Mitte des Kurzzuges." Das klingt vor allem dann vielversprechend, wenn darauf die Ansage folgt: "Unser Service-Personal am Zugende hält für Umsteiger zur S 1 frischen Kaffee bereit." Ja, so könnte ein guter Tag mit der S-Bahn beginnen.