Was sich wohl der kleine Gorilla-Bub Okanda denken wird, wenn am Samstag kurz vor Mitternacht plötzlich eine Horde Menschen vor seinem Schlafgemach im Tierpark Hellabrunn auftaucht? Soll er sich für die neugierigen Typen neuerdings auch nachts zum Affen machen? Ja, soll er. Bis auf die Vögel und Pinguine, die schon um 21 Uhr Feierabend haben, schiebt alles, was kreucht und fleucht im Münchner Zoo, an diesem Tag bis 24 Uhr Überstunden. So lange dauert die Nachtöffnung, mit der der Tierpark die Generation Zwanzig plus anlocken will. Also jene jungen Münchner, die kinderlos sind und daher nicht ohnehin wöchentlich dazu genötigt werden, mit dem Sprössling Löwe & Co. zu besuchen.
Interessierte Eltern werden es hingegen ungleich schwerer haben, Nilpferden beim Schlafen zusehen zu können, auch wenn die Großeltern bei den Enkeln Nachtwache halten würden. Die Erklärung: "Papi und Mami sagen heute allen Babys im Tierpark Gute Nacht", könnte den Hausfrieden nachhaltig beeinträchtigen. Zumal Zoodirektor Theodor Tierlieb und Benjamin Blümchen niemals zulassen würden, dass die Großen in den Zoo dürfen und die Kleinen nicht. Aber weitblickend, wie sie sind, haben die Macher in Hellabrunn auch für dieses Problem eine Lösung gefunden. Wahrscheinlich ist der Geistesblitz zuckend durch die Kreativkräfte gefahren, als diese über einen griffigen Titel für die Nachtöffnung des Tierparks nachdachten.
Der Siegervorschlag: "Die lange Nacht der Biodiversität". Darauf muss man erst einmal kommen, einen Titel zu kreieren, den nur Erwachsene, insbesondere Biologiestudenten verstehen, aber kein Kind kapiert. "Papi und Mami sind heute bei der langen Nacht der Biodiversität", wird der Opa sagen. Und kein Kind wird den Braten riechen. Einfach genial.