Münchner Momente:Die Grenzen des Weltalls

Was der an Garching geschenkte Planet mit Münchens kleinster Wohnung zu tun hat

Von Christiane Lutz

Vergangene Woche gab es in und um München zwei wichtige Neuigkeiten. Erstens: Garching hat einen Planeten geschenkt bekommen. Zweitens: Studentin Amelie hat mit fünf Quadratmetern die kleinste Wohnung der Stadt. Beide Nachrichten drehen sich um das Lieblingsempörungsproblem der Münchner: die Wohnungsnot. Sorgt Garching mit seinem nigelnagelneuen Planeten für die Zukunft vor und plant eine Umsiedelung, falls die Mieten weiter steigen? Von "gigantischen Perspektiven für die Stadtentwicklung" schwärmte der Garchinger Bürgermeister. Damit kann er nicht nur künftige Schüleraustausche mit dem Planeten meinen, denn, wie wir alle wissen, enden Schüleraustausche ja immer im Desaster. Er könnte also vorhaben, die Garchinger eines Tages einfach in ein Raumschiff zu setzen und vom einen Garching aufs andere Garching umzuziehen.

Mal durchgerechnet: Laut Google leben mehr als 15 000 Menschen in Garching. Der geschätzte Durchmesser des Planeten Garching liegt zwischen 500 Metern und zwei Kilometern. Selbst wenn man großzügig von zwei Kilometern Durchmesser ausginge, käme eine Planetenoberfläche von nicht mal der Hälfte der Fläche Garchings heraus. Die Garchinger hätten also nicht mal alle auf ihrem Planeten Platz. Wie ärgerlich. Gut, müssten sich die Planeten-Garchinger eben in Bescheidenheit üben. Studentin Amelie macht es ja vor: Sie lebt in einem Wohnwürfel von fünf Quadratmetern, inklusive Dusche und Küche. Solche Würfelchen könnte man stapeln und einen modernen Wohnwürfelplaneten zwischen Mars und Jupiter gestalten. Die Miete beträgt laut Studentin Amelie auch nur 150 Euro im Monat. Nur? Das sind spektakuläre 30 Euro pro Quadratmeter. Kann sich kein Mensch leisten. Damit wäre dieses Ideen-Raumschiff dann endgültig gecrasht.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: