Münchner Momente:Der Terror der Idylle

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In den Häuschenvierteln des Umlands ist es am Wochenende auch nicht leiser als auf einer Verkehrsinsel am Mittleren Ring

Von Katja Riedel

Zu den Missverständnissen, denen der Münchner immer wieder unterliegt, zählt jenes: Dass es in der Stadt, also am Gärtnerplatz, in Schwabing oder Haidhausen, besonders laut sei. Viel lauter als in den Häuschensiedlungen im Umland, in denen junge Familien völlig unbehelligt vom Lärm des Alltags ihr Wochenende genießen und still vor sich hin sitzen, diese geballte Ruhe in sich einsaugen, für die sie alle kräftig in die Tasche gegriffen haben. Orte, an denen sicher nur geflüstert wird, die Mittagsruhe heilig ist und alle andächtig schauen, wie unter der Haube des Hochleistungsgrills das Tofusteak schadstoffarm vor sich hin dünstet, weil selbst zu lautes Brutzeln auf Holzkohle die Idylle sprengen würde. So verkaufen es die Poeten der Immobilienabteilungen, die all den familiengründenden Innenstadtfamilien einreden wollen, dass ihre Kleinen nur da ganz Große werden.

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