Münchner Momente:Der Mensch als bester Freund

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Der Münchner und sein Hund pflegen seit jeher eine unzertrennliche Zweisamkeit. Jedoch: Es ist nicht immer der Vierbeiner, der die Rolle des Helfers übernimmt

Von Laura Kaufmann

Zum Bild des stereotypen Münchners, müsste man es zeichnen, würde nebst Gamsbart und Bierbäuchlein auch ein Dackel gehören. Er würde Waldi oder Wastl heißen. Und natürlich liegt Waldi-Wastl zu Füßen seines Herrchens, das im Schatten der Kastanien seine Biergarten-Mass säuft. Der Münchner und sein Hund, sie sind schon lang eine Einheit. Man denke nur an Gustl Bayrhammer und seinen Oswald, der sogar im Tatort mitspielen durfte.

Gustl Bayrhammer aber ist nicht mehr, und zu viele Münchner Bierwampen sind längst der Selbstoptimierung zum Opfer gefallen. Deren früheren Besitzer trinken isotonisch alkoholfreies Weißbier, der Dackel, dieses krummbeinige, eigenwillige Wesen, es mag nicht recht dazu passen. Dem Sprichwort nach ist der Hund der beste Freund des Menschen, bewacht sein Haus, gräbt Lawinenopfer aus, führt Blinde durch die Stadt. Mensch und Hund, sie sind zwei im Kampf gegen die Einsamkeit: Ein Rudelführer für den Vierbeiner, ein treuer Begleiter für den Zweibeiner. Manche besinnen sich in der Hundefrage auf innere Werte und holen ihn aus dem Tierheim, Hauptsache, es ist ein treuer Begleiter.

Ein ungleiches Gespann geben der ältere Herr im Trenchcoat und sein vierbeiniger Freund ab, der der zotteligste, krummste Hund der Maxvorstadt sein muss; auch fehlt ihm mindestens ein Auge. Der Mann wartet geduldig, bis sein stummelbeiniger Begleiter hinter ihm durch die Morgensonne gehechelt ist, sperrt dann die Tür zu einer Kanzlei auf. Der Hund trägt ein gelbes Halstuch, drei gelbe Punkte darauf. Ein Mensch, der einen blinden Hund führt statt andersherum. Beste Freunde, das ist eben keine Einbahnstraße. Und so ein gelecktes Selbstbild, das ist doch ganz schön fad. Mögen den beiden noch viele gemeinsame Biergartenbesuche bevorstehen.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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