Münchner Momente:Der gefährlichste Ort der Stadt

Lesezeit: 1 min

Bewaffnete Wachen in Trambahnen? Angsträume? Wirklich brenzlig ist es im Tierpark

Von Isabel Meixner

Die CSU hat mit ihren Forderungen nach mehr Sicherheit neulich im Rathaus ja nicht gerade Jubelstürme ausgelöst. Fraktionsvize Michael Kuffer will unter anderem bewaffnete Wachen an den Orten sehen, an denen Münchner statistisch gesehen mit am sichersten in der Stadt sind: in Trams und Bussen. Und nicht nur dort sollen bewaffnete Ordnungshüter künftig unterwegs sein, sondern flächendeckend im gesamten Stadtgebiet. Auch "Angsträume" will Kuffer stärker überwachen lassen, im Internet hat er dafür eigens einen "Angstraum-Melder" gestartet. Dort sollen Münchner melden, wo sie sich besonders unsicher fühlen.

Für ihren Vorstoß hat die CSU viel Kritik bekommen, gefährliche Wahlkampfspielchen wurden ihr vorgeworfen und Panikmache, und sicher: Es sind schon eher gefühlte Brennpunkte. Aber sei's drum, München hat Gefahrenräume. Das kann jeder bestätigen, der schon einmal im Tierpark Hellabrunn war. Allein der Eingang birgt Gefahren: Bei schönem Wetter stehen derart viele Besucher an, dass bewegungsfreudige Kinder bis zur Kasse mit Sicherheit überall sind, nur nicht mehr bei ihren Eltern oder Tanten. Innen dann gleich der nächste Brennpunkt: der Streichelzoo, wo Ziegen wahlweise den Schuh anknabbern oder auf selbigen ihr Geschäft fallen lassen. Auch die Fledermaus-Grotte (Vorsicht, ultraschallgestörtes Flugobjekt) und das Eisbärenbaby-Gehege (Erdrückungsgefahr) sind nicht sicherer, ganz zu schweigen von Münchens wohl gefährlichstem Ort, dem Kletterturm auf dem Kinderspielplatz. Wer zusieht, wie gefühlt 70 Kinder gleichzeitig das Holzgerüst hochkraxeln, sich auf engstem Raum überholen und auf die Finger steigen, der hätte gern die Kuffers dieser Stadt bei sich, die für geordnetes, videoüberwachtes Klettern und gescheites Anstellen sorgen. Aber manchmal reicht es auch, sich zu entspannen und festzustellen, dass das eigene Unsicherheitsgefühl trügt. Das würde sicherlich auch der CSU nicht schaden.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: