Münchner Momente:Daheim und wieder draußen

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Jetzt sind die Sechzger wieder im Grünwalder. Alles gut? Von wegen. Schon nächste Woche wird ihr Glück erheblich gedämpft

Von Michael Morosow

Nach Jahren der peinigenden Absenz haben die Anhänger des TSV 1860 München kürzlich mit Hurra die Rückkehr ins Grünwalder Stadion gefeiert. Fast alles war wie früher, sieht man einmal davon ab, dass auf Giesings Höhen kein Bundesligaspiel ausgetragen wurde, sondern eine Regionalligapartie. Es war dabei nicht nur der Sieg, der 12 000 Löwenfans glücklich machte. Es war das ganze Drumherum. Der Bratwurstduft vom Imbiss, das weiß-blaue Fahnenmeer auf dem Candidberg, Gedränge und Gesänge im und vor dem Löwenstüberl, Rekordumsatz auch in anderen Giesinger Boazn, fluchende Autofahrer mit FC-Bayern-Aufkleber und Menschenschlangen vor dem Einlass, der immer noch so ähnlich aussieht wie im Meisterjahr 1966. Für einige Allianz-Arena-Geschädigte war es die Rückkehr ins Paradies, geradezu ein weiß-blaues Lustwandeln.

Im Nachhinein ließe sich sagen, dass es eine kluge Idee der Löwen war, die Saison 2016/17 nicht nur sportlich völlig zu vergeigen, sondern durch Totalversagen der Vereinsführung auch noch die Profi-Lizenz zu verlieren. Nur so war die Rückkehr ins Sechzgerstadion möglich. Leider haben zu viele Fans nach dem verlorenen Relegationsspiel gegen Jahn Regensburg in der Allianz-Arena zu viele Sitze aufs Spielfeld geschleudert, weshalb es sich für sie nicht rentieren wird, am zweiten Heimspieltag am kommenden Dienstag zum Löwentempel zu pilgern. Nach den Krawallen der Fans und einem Urteil des DFB-Sportgerichts wird die Partie gegen den 1. FC Nürnberg II zum Geisterspiel. Null Zuschauer, null Drumherum, traurig, traurig. Wieder dahoam, und dann das.

Aber nicht alle Fans sind ausgesperrt: Mehrere Anwohner werden von den Fenstern ihrer Dachgeschosswohnungen aus wie immer freien Blick auf das Spielfeld genießen. Vielleicht rücken sie in der Not ein wenig zusammen. Vielleicht legen sie eine Standleitung ins Löwenstüberl. Das mit dem Bratwurstduft ließe sich auf die Reihe bringen. Auf keinem Fall aber sollten sie Sitze aus den Fenstern werfen.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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