Dass Raucher die besseren Menschen sind, das musste man ihnen schon bisher nicht sagen. Denn niemals wäre einer von ihnen auf die Idee gekommen, ihre nicht rauchenden Zeitgenossen aus Lokalen und Restaurants auszusperren.
Und längst lassen sie diese auch gönnerhaft an ihren Türsteher-Runden teilhaben ganz nach dem Motto: Komm doch mit, brauchst dir auch keine anzustecken! Gerne nimmt Nichtraucher diese Einladung an, schließlich hat er den rauchenden Teil der Bevölkerung schon immer um diese zwanglose Form der Kontaktpflege beneidet.
So kann es passieren, dass man den Eingang zu einer von Münchens Kneipen kaum noch findet, weil davor ein ganzer Pulk vermeintlicher Raucher im gemütlichen Plausch vereint steht. Keiner denkt dran, wieder reinzugehen, weil man hier die Welt, wenn auch zwar leicht vernebelt, gerade so schön sieht.
Da auch am Arbeitsplatz Rauchverbot gilt, sind die dem Nikotin Zugeneigten quasi gezwungen, draußen vor der Tür immer wieder kurze Pausen einzulegen. Eigentlich sind sie ja darum wirklich nicht zu beneiden, vor allem jetzt im Winter - oftmals bei schneidendem Wind und Eiseskälte. Sie kommen dann immer ganz beseelt zurück und klären diesen Irrtum auch bereitwillig auf. Winterlich ist draußen aber rein gar nichts - im Gegenteil. München, am 30. Dezember 2016, 12 Uhr mittags: Gefühlte 15 Grad plus bei Sonnenschein, im Pullover lässt es sich locker aushalten im Freien, während drinnen eine sogenannte Heizung die Räume so temperiert, dass man die Daunenjacke überziehen und die Tastatur am liebsten nur noch mit Handschuhen bedienen möchte.
Die Realität braucht eben einen Filter. Raucher haben es schnell erkannt: Sie sind ausgerechnet durch ein als Ausschluss gedachtes Verbot der Draht zur Welt und zum wahren Leben geworden. Fast möchte man ihnen raten: Bei all den guten Vorsätzen, die ihr für das neue Jahr fasst, hört bloß nicht mit dem Rauchen auf!