Münchner Momente:Apps fürs Hirn

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Höchste Zeit: Handys sollen ihre Benutzer warnen, wenn ein Zusammenstoß mit anderen Handy-Nutzern droht

Von Isabel Meixner

Als die Süddeutsche Zeitung neulich der Frage, wie das Leben in München 2030 aussehen wird, eine eigene Serie gewidmet hat, mag eins vielleicht nicht deutlich genug herausgekommen sein: dass alles natürlich toller und besser wird. Zum Beispiel das Zusammenleben. Künftig wird man keinen lästigen Kontakt mehr mit Mitmenschen haben müssen, zumindest so lange man sein Smartphone griffbereit hat. Die Idee für eine entsprechende App ist jetzt einer Schülerin aus Unterschleißheim gekommen: Mittels eines Telefonradars sollen Handybenutzer, die während des Gehens mit Whatsappen, Spielen oder anderem beschäftigt sind, davor gewarnt werden, dass ihnen jemand entgegenkommt. Wie ferngesteuerte Autos werden sie künftig automatisch aneinander vorbeigelotst werden, ohne aufschauen oder - Gott bewahre! - Kontakt zum Gegenüber aufnehmen zu müssen.

Inzwischen werden ja zusehends Dinge entwickelt, die man eigentlich noch nie gebraucht hat, die es jetzt aber trotzdem gibt. Etwa Armbanduhren, auch "Smartwatches" genannt, die mit dem Handy synchronisiert sind und so tolle Dinge wie Whatsapp-Nachrichten und E-Mails anzeigen. Wer will, kann sich auch mit einem leichten Vibrieren benachrichtigen lassen, wenn eine neue Meldung eingeht, damit er auch ja keine E-Mail verpasst. Menschen, die so eine Uhr besitzen, erklären das gerne so: "Seitdem ich die trage, schau ich nicht mehr so oft auf mein Handy." Sprechen's und drehen reflexartig den Arm zum gefühlt zwanzigsten Mal in den vergangenen fünf Minuten um 90 Grad. Aber es stimmt schon, aufs Handy blicken sie tatsächlich seltener.

Ebenfalls beliebt sind Schrittzähler, die darauf achten, dass man über den Tag verteilt ja keinen Schritt zu wenig (und wohl vor allem zu viel) macht, und natürlich Fitness-Armbänder, die Herzfrequenz, Kalorienverbrauch und mehr überwachen. Das Auf-seinen-Körper-Achten hat man damit auch outgesourct, wie praktisch.

Fehlt eigentlich nur noch eine App, die permanent Raum- und Körpertemperatur (und am besten noch die Länge unserer Kopf-, Arm- und Beinbehaarung) misst und uns sagt, wann uns heiß ist. Oder wann wir Hunger haben. Und wichtig wäre dann auch zu wissen, was wir uns zwischen die Zähne schieben sollen, natürlich kohlenhydrat-vitamin-nahrungsergänzungsmittel-mäßig optimiert. Das könnte ja ein Chip an der Gurgel feststellen. Oder eine App im Hirn.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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