Münchens schönste Kirchen:Der Teufel im Dom

Teufelstritt, Fürstengruft und Obdachlosenlager: Hinter den Mauern der Münchner Kirchen verbergen sich jede Menge Geheimnisse. Eine Übersicht.

Renate Silberbauer

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Name: St. Kajetan, wird aber Theatinerkirche genannt, da sie die Hof- und Ordenskirche des Theatinerordens war.Erbaut: Am 23. April 1663 erfolgte die Grundsteinlegung. Vollendet wurde die Kirche erst 1768 - nach rund 105 Jahren Bauzeit.Grund für den Bau: Henriette Adelheit von Savoyen, die Gemahlin des Kurfürsten Ferdinand Maria, legte ein Gelübde ab, die "schönste und wertvollste Kirche" errichten zu lassen, wenn sie einen Erbprinz gebären würde. Am 11. Juli 1662 kam der Kronprinz und spätere Kurfürst Max Emanuel zur Welt.Stil: Italienischer SpätbarockAusstattung: Mit reichlich Stuck ist der Innenraum ausgestattet. Im Barock- und Rokoko-Stil sind darin korinthische Säulenelemente mit Akanthusblättern, sowie Ornamente und religiöse Figurationen eingearbeitet.Zerstörung: 1944/45 sind die Kirche und das Kloster schwer zerstört worden. Der Aufbau der Kirche wurde bis 1955 abgeschlossen. Der Wiederaufbau des Klosters dauerte bis 1973 an.Besonderheiten: Aufgrund ihrer Funktion als Hofkirche besitzt die Kirche eine Fürstengruft und ist neben der Kirche St. Michael und dem Frauendom eine der wichtigsten Grabstätten der Wittelsbacher. 49 Mitglieder des bayerischen Herrscherhauses sind in der Gruft bislang begraben worden. Jedoch ohne ihre Herzen. Diese liegen ob einer Tradition in der Altöttinger Gnadenkapelle.Lage: Die Theatinerkirche liegt im Nordosten des Kreuzviertels am Odeonsplatz; Theatinerstraße 22.Foto: Robert Haas Text: Renate Silberbauer

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Name: Offiziell heißt sie St.-Johann-Nepomuk-Kirche. Genannt wird das Gotteshaus Asamkirche.Erbaut: Zwischen 1733 und 1746 von den Brüdern Cosmas Damian und Egid Quirin Asam erbaut.Grund für den Bau: Die Asamkirche wurde ohne Auftrag von den Brüdern Asam als privates Gotteshaus errichtet.Stil: SpätbarockAusstattung: Über dem Hochaltar ist ein dreidimensional gestalteter Gnadenstuhl angebracht.Zerstörung: Der Chor wurde 1944 bei einem Bombenangriff beschädigt. Bis 1983 dauerte die Wiederherstellung des Altarraumes.Besonderheiten: In Barockkirchen ist es üblich, dass das Kruzifix gegenüber der Kanzel höher angebracht ist, damit der Prediger zu Jesus aufschauen muss. In der Asamkirche ist das nicht der Fall.Lage: Die Kirche befindet sich in der Sendlinger Straße 62, wenige Gehminuten vom Sendlinger Tor entfernt.Foto: Stephan Rumpf

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Name: Der Dom zu Unserer Lieben Frau, auch Frauenkirche genannt, ist die Kathedralkirche des Erzbischofs von München und Freising.Erbaut: Am 9. Februar 1468 wurde der Grundstein gelegt. Die Einweihung des Doms erfolgte 1494 nach 26-jähriger Bauzeit.Grund für den Bau: Mehrere Sagen ranken sich um den Bau der Frauenkirche. Die wahrscheinlichste und zugleich unspektakulärste Annahme ist folgende: Die kontinuierlich steigende Einwohnerzahl Münchens gab wohl den Ausschlag für den Bau.Stil: Spätgotischer BacksteinbauAusstattung: Die Frauenkirche verfügt über vier Orgeln - Hauptorgel, Chororgel, Holzorgel und Truhenorgel. Außerdem liegen in der Bischofsgruft hinter dem Altarraum viele Wittelsbacher, Stiftskanoniker und Münchner Erzbischöfe begraben.Zerstörung: Bei Luftangriffen wurde die Kirche 1944 schwer beschädigt. Die Renovierung dauerte in mehreren Etappen bis 1994 an.Besonderheiten: Der Teufelstritt im Eingangsbereich markiert einen Punkt, von dem man zwischen 1620 und 1858 kein Fenster sehen konnte. Er ist laut folgender Sage entstanden: Der Baumeister hat mit dem Teufel um seine Seele gewettet, dass man in der Kirche kein Fenster sehen könne. Als die Kirche fertig war, hat sich der Teufel durch das Tor geschlichen und den Bau betrachtet. Plötzlich hat er laut gelacht und gemeint, ein Bau ohne Fenster werde nicht viel nützen. Dabei stand er auf jener Stelle, die heute Teufelstritt genannt wird. Er konnte also kein Fenster sehen und in triumphierender Freude hat er auf den Boden gestampft und so im Pflaster seinen Fußtritt hinterlassen. Als er jedoch einen Schritt vor ging, sind eine Menge Fenster da gewesen. Nun sah er, dass er der Geprellte war. Vor Zorn habe er sich in einen heftigen Wind verwandelt, und gehofft, er könne den Bau im Sturm zusammenwerfen. Aber er konnte es nicht.Lage: Wenige Schritte vom Marienplatz entfernt liegt die Frauenkirche (Frauenplatz 1) im Zentrum Münchens.Foto: Robert Haas

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Name: Die Pfarrkirche St. Peter ist die älteste erwähnte Pfarrkirche Münchens. Ihr Turm wird im Volksmund Alter Peter genannt.Erbaut: Bereits im 8. Jahrhundert gab es am Petersbergl eine Niederlassung von Mönchen. Am 17. Mai 1294 weihte Bischof Emicho von Freising den Neubau von St. Peter.Stil: Im 18. Jahrhundert gestaltete man die Kirche im Rokoko-Stil um.Ausstattung: Am Turm sind acht Ziffernblätter angebracht.Zerstörung: 1327 wütet in München der Stadtbrand, der auch die Peterskirche größtenteils zerstört. Beim Wiederaufbau wurde statt den bislang zwei Türmen ein breiter Mittelturm errichtet. 1944/45 zerstörten Sprengbomben die Kirche wieder. Die Rekonstruktion des Innenraums dauerte bis 2000 an.Besonderheiten: Eine Turmbesteigung ist für jeden München-Besucher ein absolutes Muss. 306 Stufen führen zur Aussichtsgalerie in 56 Metern Höhe. Bei schönem Wetter hat man eine Sicht weit über 100 Kilometer.Lage: Die Kirche liegt zwischen Marienplatz und Viktualienmarkt in der Münchner Altstadt (Rindermarkt 1).Foto: Catherina Hess

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Name: Pfarrkirche Heilig GeistErbaut: Vermutlich 1208 gründete Herzog I. der Kelheimer das Spital Heilig Geist. Zu ihm gehörte eine Kapelle. Der Stadtbrand vernichtete beides. Bis 1392 entstand eine bayerische Hallenkriche.Grund für den Bau: Ein Heilig-Geist-Spital wurde in München nötig, um Kranke und Pilger zu versorgen. An jedes Heilig-Geist-Spital ist eine Kirche gebunden. So auch in München.Stil: Zuerst gotisch, später barockisierten Johann Georg Ettenhofer und die Gebrüder Asam die Kirche.Ausstattung: In der Kirche gibt es sieben Gemälde, die die sieben Gaben des Heiligen Geistes darstellen. Es sind keine Fresken, sondern auf Leinwand gemalte Bilder, die in die Mauer eingelassen sind.Zerstörung: Auch die Heilig-Geist-Kirche wurde durch Fliegerangriffe zerstört. Die Rekonstruktion des Innenraumes dauert bis heute an.Besonderheiten: Das dazugehörige Spital gibt es seit 1806 nicht mehr. Es wurde abgerissen, um für den Viktualienmarkt Platz zu schaffen.Lage: Die Kirche liegt am Viktualienmarkt (Pälat-Miller-Weg 3). In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die Peterskirche mit dem Alten Peter.Foto: Catherina Hess

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Name: Pfarrkirche St. Paul, auch Paulskirche genannt.Erbaut: Der Spatenstich fand am 7. Juni 1892 statt. Nach den Plänen von Architekt Georg von Hauberrisser wurde die Kirche bis 1906 errichtet und am 24. Juni 1906 geweiht.Grund für den Bau: 1883 forderte Erzbischof Antonius von Steichele den Bau dreier weitere Pfarrkirchen, da München über rund 262.000 Einwohner angewachsen war. So entstanden die Kirchen St. Benno (Maxvorstadt), St. Maximilian (Isarvorstadt) und St. Paul.Stil: NeugotischAusstattung: Da bei der Zerstörung ein Teil der Innenausstattung verloren ging, wurde die Kirche beim Wiederaufbau im Geschmack der Zeit modernisiert.Zerstörung: Luftangriffe beschädigten die Kirche vor allem im Dezember 1944 schwer. Dabei ging ein Teil der Ausstattung verloren.Besonderheiten: Das Sechs-Glocken-Geläut gehört zu den tontiefsten in München.Lage: Die Paulskirche liegt in der Ludwigsvorstadt (St.-Pauls-Platz 11) in der Nähe der Theresienwiese. Von der Aussichtsplattform der Kirche entstehen zum Oktoberfest die berühmten Panoramaaufnahmen der Wiesn.Foto: Robert Haas

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Name: Evangelisch-lutherische ErlöserkircheErbaut: Von 1899 bis 1901 nach den Plänen von Architekt Theodor Fischer errichtet.Grund für den Bau: Da immer mehr Protestanten nach Schwabing zogen, war der Bau eine Pfarrkirche notwendig geworden.Stil: Mischung aus Historismus und JugendstilAusstattung: Eine prächtige Ausmalung im Jugendstil ziert den Innenraum der Kirche.Zerstörung: Von den Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg blieb das Gotteshaus überwiegend verschont.Besonderheiten: Die Erlöserkirche ist das erste Gotteshaus in Bayern, in dem die Anordnung von Kanzel, Altar, Taufstein und Orgel es den Gläubigen ermöglicht, Wort und Sakrament nahe zu erleben.Lage: Die Kirche befindet sich in Schwabing in der Ungererstraße 13 und schließt die Münchner Freiheit nach Norden hin ab.Foto: Stephan Rumpf

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Name: Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig, genannt Ludwigskirche.Erbaut: Die Grundsteinlegung erfolgte am Namenstag des Kirchenpatrons, am 25. August 1829. Geweiht wurde die Ludwigskirche am 8. September 1944.Grund für den Bau: Die bestehende Maximilianskapelle musste durch den Um- und Neubau des Königlichen Kriegsministeriums (heute Staatsarchiv) weichen. König Ludwig I. sah seine Chance gekommen, die Ludwigskirche als Monumentalbau für seine Prachtstraße zu errichten.Stil: Der erste Monumentalkirchenbau im Rundbogenstil.Ausstattung: Die Ludwigskirche besitzt das zweitgrößte Altarfresko der Welt.Zerstörung: Obwohl die Kirche im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde, beschlagnahmte die Amerikaner die Kirche und erhoben sie zur Garnisonskirche.Besonderheiten: 2007 bis 2009 bekam die Kirche ein neues Dach mit Mosaikmuster. Das alte Muster war durch die Zerstörung und die darauffolgende Noteindeckung verloren gegangen.Lage: Sie befindet sich im nördlichen Teil der Ludwigstraße (Ludwigstraße 20) in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bayerischen Staatsbibliothek und zur Universität.Foto: Robert Haas

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Name: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Lukas, auch Lukaskirche genannt.Erbaut: Nach den Plänen von Architekt Albert Schmidt wurde die Kirche von 1893 bis 1896 erbaut.Grund für den Bau: Die evangelische Kirchengemeinde wuchs in München immer weiter. So musst neben den Pfarrkirchen St. Matthäus und St. Markus ein drittes Gotteshaus errichtet werden.Stil: HistorismusAusstattung: Im gesamten Inneren der Kirche finden sich Engel - am Eingang, auf Säulen, der Kanzel, dem Taufbecken.Zerstörung: Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche fast ohne Zerstörungen. Die Farbglasfenster aus den Werkstätten der Mayer'schen Hofkunstschule München überlebten die Luftangriff in der Nacht vom 6. und 7. September 1943 nicht.Besonderheiten: Im Keller unter dem Altarraum schlafen von Mitte November bis Mitte März obdachlose Frauen.Lage: Die Lukaskirche (Mariannenplatz 3) liegt an der Isar auf Höhe der Praterinsel im Lehel.Foto: Stephan Rumpf

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Name: Klosterkirche St. AnnaErbaut: 1727 legte Kurfürstin Maria Amalie den Grundstein. Zehn Jahre später war der Bau abgeschlossen.Grund für den Bau: Das Lehel war ursprünglich eine Armensiedlung. Lehel gehörte zwar zum Pfarrgebiet Unserer Lieben Frau, da aber jeden Abend die Tore der Stadt verschlossen wurden, konnte zu später Stunde kein Seelsorger mehr ins Lehel. Es wurde notwendig, für die Seelsorge der außerhalb der Stadtmauern lebenden Bevölkerung eine Pfarrei zu gründen.Stil: Das Gotteshaus war die erste Rokoko-Kirche Altbayerns.Ausstattung: Baumeister Johann Michael Fischer schaffte mit der Verschmelzung des Längs- und Zentralbaus einen neuen Typus. Der ovale Hauptraum besteht aus zwei apsidenförmigen Seitenkapellen und vier konchenförmigen Kapellen in den Ecken, die nicht auf einer gemeinsamen Diagonalachse liegen.Zerstörung: Ein Fliegerangriff am 29. April 1944 zerstörte die Kirche bis auf die Außenmauern vollständig. Bis 1979 zog sich die Rekonstruktion des Inneren.Besonderheiten: In der Kirche finde man eine verkohlte Statue der Gottesmutter. Sie wurde nach den Bombenangriffen im Schutt gefunden.Lage: St. Anna liegt im Zentrum vom Lehel, am St.-Anna-Platz 21.Foto: Stephan Rumpf Text: Renate Silberbauer

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