Münchens junge Kreative:Mit Stoff Geschichten erzählen

Lesezeit: 1 min

Veronika Grundl näht in ihrem Mini-Zimmer im Wohnheim glamouröse Kleidungsstücke. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Veronika Grundl.

Von Nicole Salowa

Roter Stoff streift über den Boden, jede Armbewegung ähnelt einem Flügelschlag. Die Ärmel des Kleids hat Veronika Grundl, 26, mit Federn bestickt. Veronika möchte Geschichten erzählen, dafür benutzt sie keine Worte - sondern Stoff. "Mit meiner Kleidung möchte ich verzaubern", sagt sie. In ihrem knapp zehn Quadratmeter großen Zimmer näht sie ausgefallene Kleider. Oder verleiht alten Schuhen neues Leben.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Als Kind habe ich mit meinen Freundinnen Modeschau gespielt", erzählt Veronika. Die Auswahl dabei sei aber eher beschränkt gewesen, ihre Eltern seien "richtige Ökos". Sie selbst habe sich wie eine Prinzessin gefühlt. Als sie dann Bollywood-Filme für sich entdeckte, war sie begeistert von den extravaganten Outfits. In ihrer Heimatstadt gab es solche Kleidung nicht. "Also musste ich lernen, wie man sie selbst macht."

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein bisschen Öko scheint aber dennoch in Veronika zu stecken, für ihre Kreationen verwendet sie häufig auch alte Stoffe. "Oft werde ich inspiriert, weil ich Kleidung sehe und mich frage, wie man sie schöner gestalten könnte", sagt sie. "Ich mag es einfach, mein Leben zu romantisieren." Und das klappt mit Glitzern und Federn ganz gut. Symbolisch dafür ist der mit Glitzersteinchen und Spiegeln verzierte Mülleimer.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Veronika hat gerade ihr Studium in Mode-Management abgeschlossen. In ihrer Masterarbeit arbeitete sie ein Business-Konzept aus, das sich zum Ziel setzt, die Überproduktion in der Modebranche zu verringern. Das Nähen lernte sie damals in ihrer Ausbildung zur Maßschneiderin, die sie jedoch abbrach. "Die Grundlagen hatte ich drin, vieles habe ich mir selbst beigebracht", erzählt sie.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ihren Schaffensprozess hält Veronika gerne in Tik-Tok oder Instagram-Videos fest. "Ich finde es schön, anderen zu zeigen, wie einfach manches sein kann, und damit ihren kreativen Geist zu wecken", sagt sie. Mit den Videos fing sie damals während des Lockdowns an. "In dem Sinne bin ich dankbar für den Lockdown, weil ich sehr viel Zeit und Ressourcen hatte, um zu kreieren", sagt Veronika.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Es ist sehr meditativ, ich kann stundenlang an einem Stück arbeiten und dabei sogar vergessen, etwas zu essen", sagt Veronika. Inspiration findet sie in ihrem Alltag. Dann fragt sie sich zum Beispiel, wie sie eine Spiegelung der Wasseroberfläche bei einem Kleidungsstück nachahmen kann. "Oft kann ich nicht schlafen, bis ich eine Idee in eine Skizze umgewandelt hab", sagt Veronika und lächelt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Münchens junge Kreative
:Räume zum Leuchten bringen

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Sara Misztela.

Von Sina Nachtrub

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: