Münchens junge Kreative:Erst der Anzug, dann zerschnittene Hosen

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Simon Zacherl beendete seine Ausbildung in einer Bank, um Modedesigner zu werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Simon Zacherl.

Von Nicole Salowa

Die Stofffetzen auf der Jeans wirken wie Fragmente eines Mosaiks. "Be the only one", heißt das Motto von Simon Zacherl, 24, der in seiner Wohnung Kleidung näht und designt. Jedes seiner Stücke ist ein Unikat - und gleichzeitig Statement gegen die Massenproduktion. "Ich hab das Gefühl, meine Kleidung zeigt mein Inneres. Und dass andere Leute dadurch schneller sehen können, wer ich bin."

(Foto: Stephan Rumpf)

Simon nennt sich als Designer Boonrocked. Seine Leidenschaft für Mode entdeckte er, als er sich mit dem Handwerk vertraut machte und Dinge ausprobierte. Er zerschnitt einige seiner Klamotten und fügte sie wieder zusammen. "Das Nähen wurde zu einem zentralen Teil meines Lebens", sagt er. Weil er damals nicht arbeitete, konnte er sich vollständig dieser neu entdeckten Welt hingeben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bis zu 15 Stunden kann es dauern, bis eins von Simons Unikaten fertig wird. Umso größer ist am Ende seine Freude - auch wenn er sich von seiner Kreation verabschieden muss. "Etwas zu erschaffen, fühlt sich immer besser an, als etwas zu verkaufen", sagt er. Simon möchte sich aber nicht nur auf Hosen fokussieren, Röcke und Taschen sollen in Zukunft folgen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Simon wuchs auf dem Dorf auf. Dass er später Modedesigner wird, entsteht aus der Überzeugung, sein Leben eher nach Impuls, statt nach Plan zu leben. Bevor er vor knapp vier Jahren anfing, Hosen zu entwerfen, machte er eine Ausbildung bei einer Bank, wollte sein Abitur nachholen. "Während einer BWL-Klausur fragte ich mich, was ich da eigentlich mache. Also stand ich auf und gab das Blatt leer ab. Danach meldete ich mich von der Schule ab."

(Foto: Stephan Rumpf)

Bis Simon zufrieden mit seinen "Pieces" war, verging mehr als ein Jahr. "Als ich mich mit der Hose im Spiegel sah, fühlte ich mich vollkommen", sagt Simon, "das Gegenteil zu dem, wie ich mich fühlte, als ich für die Bank arbeitete und einen Anzug trug." Um eine Hose zu kreieren, benötigt Simon meist um die fünf bis sechs gebrauchte Hosen - so entsteht der charakteristische Mosaik-Look.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Inspiration für seine auffälligen Designs findet Simon in seinem Alltag. Bei langen Spaziergängen mit seinem Hund, beim aufmerksamen Betrachten seiner Umgebung. "Es kann ein Reifenabdruck auf der Straße sein, der ein Muster hinterlässt. Wenn der Kopf frei genug ist, achtet man auf solche Kleinigkeiten. In der Schule hätte ich schwören können, dass ich niemals so etwas erschaffen kann", sagt Simon.

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