Münchens junge Kreative: Moritz Thoma:Erst der Aufbau, dann die Zerstörung

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Früher hat Moritz Thoma in seiner Wohnung gemalt, doch wegen der Lösungsmittel in der Ölfarbe wurde ihm oft schlecht. Jetzt hat er ein Atelier am Ostbahnhof. (Foto: Florian Peljak)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Moritz Thoma.

Von David Holzner

Mit der Kunst beschäftigte sich Moritz Thoma, 28, schon früh. Als Schüler porträtierte er während der Schulstunden seine Lehrer und Mitschüler. Er machte das so gut, dass die Lehrpersonen seine Werke, nicht ganz uneigennützig, konfiszierten. Mittlerweile verdient Moritz mit der Malerei sein Geld und stellt aus. Seine früheren Lehrer besitzen vielleicht immer noch einen frühen Thoma.

(Foto: Florian Peljak)

Anfangs malte Moritz noch in seiner Wohnung, wo er in der Küche mit Säuren hantierte, mit Maske auf dem Gesicht und bei offenem Fenster - auch im Winter. Vom Lösungsmittel in der Ölfarbe bekam er Kopfschmerzen. Noch heute wird Moritz übel, wenn ihm der Geruch von Terpentin in die Nase steigt. Deshalb mietet er sich ein Atelier. "Höchste Zeit", wie er sagt. "In meiner Wohnung hätte ich mich sonst wohl krank gemalt."

(Foto: Florian Peljak)

Moritz arbeitet in altmeisterlicher Manier. Seine Techniken variieren, ebenso die Materialien. Stein-, Kupfer- und Wachsplatten dienen als Malgrund. Seine Farben mischt er selbst, rührt die Pigmente auf einer Platte an. In zahlreichen Studien experimentiert Moritz mit verschiedenen Grundierungen. "Die Arbeit für ein Gemälde beginnt schon lange, bevor ich den ersten Pinselstrich setze."

(Foto: Florian Peljak)

In seinem Atelier am Ostbahnhof verbringt Moritz viel Zeit mit dem Betrachten seiner Bilder. Er orientiert sich an den alten Meistern, trotzdem kopiert er nicht. Auch seine figürlichen Darstellungen malt er stets frei. "Es ist wichtig, dass alles durch meinen Filter geht. Ansonsten bin ich nur ein menschlicher Drucker. Die eigene Wahrnehmung würde man so komplett herausnehmen."

(Foto: Florian Peljak)

Die Motive für seine Figuren holt Moritz sich auf der Straße. Er spricht Leute an und fragt, ob sie ihm Modell stehen. In Fotografien hält er die Körper fest, sehr oft auch seinen eigenen. Mit dicken Pinselschwüngen versucht er die Dynamik einzufangen. Erst dann geht Moritz in Nuancen über: "Vom Groben ins Feine." So baut er mehrere Schichten auf.

(Foto: Florian Peljak)

Während seines Prozesses legt Moritz tiefere Schichten der Gemälde frei, um eine Abstraktion zu finden. "Erst kommt der Aufbau, dann die Zerstörung", sagt er. Noch braucht Moritz Figuren und Körper in seinen Bildern. "Aber die abstrakte Malerei ist, wo ich irgendwann hin möchte. Das ist die purste Form", sagt er. Und sein großes Ziel.

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