Münchens junge Kreative:Zucker, Kupfer und dann Chemie

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Lina Killinger.

Von Sabrina Ahm

Verwischte Strukturen auf Steinpapier werden von weißlichen Punkten durchbrochen. Auf den zwei großformatigen Werken, die an der Wand hängen, befinden sich nicht nur Farben, denn die wichtigste Zutat in diesen Werken ist Zucker. "Der Zucker saugt die Feuchtigkeit, also die Farbe, und dann gibt es eben diese Struktur. Die sind wie so ein Schwamm, diese Zuckerpartikel", sagt Lina Killinger, 24.

J (Foto: Stephan Rumpf)

Seit 2019 studiert Lina Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste, wo sich ihr Atelier befindet. Ihren Arbeitsplatz teilt sie sich mit zwei anderen Studierenden. Doch anders als in den restlichen Teilen des Raums, finden in Linas Ecke chemische Prozesse statt. Blumen verschimmeln in Glasobjekten, Cent-Münzen oxidieren in einer Lösung aus Essig und Salz und Salzteige trocknen vor sich hin.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Es ist eine Arbeit, die ich mache, aber zu einem gewissen Teil auch Zufall, also auch das Abgeben der Kontrolle an diese chemischen Prozesse und an das Material", sagt Lina. In ihrer Hand wendet sie eines der kleinen Glasobjekte hin und her. Die Beziehung zwischen Material und Farbe, deren fortschreitende Veränderung können in den fragilen Gefäßen bestens beobachtet werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Obwohl Lina in der Stadt groß geworden ist, habe sie schon immer eine enge Verbindung zur Natur gehabt. Sie ist damals durch die Haidhauser Hinterhöfe geklettert, so nah wie möglich an den Tieren und der Natur. Schon immer hat sie gerne Details und Strukturen beobachtet. In den Experimenten ist sie meist die Beobachterin und die Materialien sind die eigentlichen Akteure.

(Foto: Stephan Rumpf)

In ihren aktuellen Projekten arbeitet Lina vor allem mit Kupfer. Das Material findet sich in den Cent-Münzen wieder, die von Grünspan bedeckt neben der jungen Kreativen auf der Tischplatte liegen. Neben dem Material und dessen Oxidierung impliziert das Werk auch einen zeitlichen Faktor. Einerseits die Münzen, auf die eine Jahreszahl geprägt ist, andererseits der Prozess, der die Münzen verändert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weil Linas Arbeiten meist durch Ausprobieren entstehen, befasst sie sich intensiver mit den Prozessen, als mit den Botschaften dahinter. Sie fragt sich oft, was sie mit ihren Werken erzählen will. Da liegt die Umweltthematik, mit der Lina aufgewachsen ist und die seitdem immer präsent geblieben ist, nicht fern. "Das leitet sich aus diesen Objekten ab, irgendwie so etwas wie die Menschheit, die den Globus zerfrisst."

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