Münchens junge Kreative:Der Fotograf mit dem Scanner

Lesezeit: 1 min

(Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Philipp Wagner.

Von Fanny Gasser

Ein kleiner Raum im ersten Stock eines Familienhauses. Darin ein junger Mann in Laborkittel und weißen Handschuhen. Philipp Wagner - Sommersprossen und oranger Schnauzer - ist 25 Jahre alt und Fotodesignstudent. Erst wollte er eigentlich "was Gescheites" studieren, Mechatronik, und der Fotografie hobbymäßig nachgehen. Doch dann entdeckte er seine Leidenschaft für die analoge Fotografie und mit ihr eine Nische oder gar eine Marktlücke.

(Foto: Robert Haas)

Philipp scannt analoge Fotografien - in höchstmöglicher Auflösung. Ein aufwendiges Prozedere, um in einem weiteren Schritt große Drucke oder qualitative Digitalbilder zu erhalten. "Fotos habe ich schon immer gemacht, vor allem dokumentarische", sagt Philipp. Aber durch das Scannen konnte er die Fotografie mit seinem technischen Interesse vereinen. Heute macht er das sowohl für seine eigenen Fotos als auch nebenberuflich für die von Kunden.

(Foto: Robert Haas)

Achtung, jetzt wird es nerdig. Denn das Scannen, wie es Philipp macht, ist eine Wissenschaft für sich - und das Handwerk dahinter beinahe ausgestorben, fotografieren die meisten doch mittlerweile digital. Für jeden Scan durchläuft Philipp einen komplexen Ablauf - jeder einzelne Schritt ist heikel, die benötigten Chemikalien teuer. Das Gerät, mit dem diese Scans entstehen, ist 250 Kilo schwer, ungefähr so groß wie Philipp und nennt sich Heidelberg-Trommelscanner.

(Foto: Robert Haas)

Den Scanner fand er für 2000 Euro auf Ebay - "mit allem Zubehör war das preislich schon in Ordnung". Er stellte den Trommelscanner in das frühere Kinderzimmer seiner Schwester, das er seitdem staubfrei hält. Ein Jahr lang scannte Philipp nur seine eigenen Fotos, er wollte das Handwerk perfektionieren. "Das meiste Wissen ist in irgendwelchen Foren und einer alten Bedienungsanleitung vergraben", sagt er.

(Foto: Robert Haas)

Nach dem Studium will Philipp hauptberuflich Fotograf werden - und nebenbei weiterhin scannen. Das Wissen, das er sich in den vergangenen Jahren angeeignet hat, weiß er zu schätzen. Weltweit gibt es nur einen Experten, der durch die Länder tourt, um Heidelberg-Trommelscanner zu reparieren. Philipp hat sich mit ihm befreundet und überlegt, sein Nachfolger zu werden. Es sei ihm wichtig, dieses Handwerk am Leben zu halten.

(Foto: Robert Haas)

In der Fotoserie "Nachverdichtung" dokumentiert Philipp die Verbauung eines Stadtteils, selbstverständlich analog. "Das war alles früher superländlich, obwohl es eigentlich zur Stadt München gehört", sagt Philipp. Früher ist Philipp hier gerne spazieren gegangen. Ganz in der Nähe, in Gröbenzell, steht heute noch sein Elternhaus - mit dem Kinderzimmer, das zum Scan-Raum wurde.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Münchens junge Kreative
:"Ich bin ein Spielkind"

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Anton Haberl.

Von Nicole Salowa

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: