Im Frühling dieses Jahres stürzte ein Wohnhaus in Marseille ein, vermutlich eine Gasexplosion. Leon Buchner war in dieser Nacht nur einige Häuser weiter, schräg gegenüber. Er besuchte Freunde in Marseille, bekam den Knall, die Wucht der Explosion mit. "Das saß so tief in mir, dass ich das auf irgendeine Form verarbeiten musste", erzählt er. Sein Weg: Die Kunst, malen und schreiben.
Diese Erlebnisse versucht er dann in einen anderen Kontext zu setzen. Er bewegt sich schrittweise immer weiter von ihnen weg. Immer weiter Richtung Abstraktion. "Vielleicht sieht man anfangs noch, dass das etwas mit dem Erlebten zu tun hat", sagt er. "Irgendwann erkennt man aber keinen Inhalt mehr." Was für Leon bleibt, ist das Gefühl, das dort drinsteckt.
Eigentlich studiert Leon Malerei und Kunstpädagogik. Aktuell aber schreibt er viel lieber. An kleinen Theaterstücken, einem Roman. "Malerei hat manchmal Grenzen", sagt Leon, "und Worte können gerade für mich mehr aussagen." Schon seit seiner Jugend verarbeitet er Träume in kurzen Tagebüchern, "auch weil ich viele Probleme mit Albträumen habe", sagt er.
Was davon blieb, ist Leons Interesse an einer Grenze. Einer Grenze, die verschwimmt - zwischen Realität und Traum. Texte, Dramen, die sich an dieser Grenze auflösen. "Ich mag das sehr, sozusagen mit einem Fuß in der Realität zu stehen, alles voll zu checken und rational zu sein", sagt er. "Und auf der anderen Seite zu spinnen, die Sachen anders zu sehen."
In einem Drama lässt Leon einen Kater sprechen, mit einem Ich, das als Subjekt immer wieder wechselt. Zur Kunst kam Leon über eine Kunstlehrerin, die ihn besonders förderte, ihm riet, an die FOS für Gestaltung zu wechseln. "Schule war nicht einfach für mich", sagt Leon, der im Münchner Norden aufwuchs, "und Kunst war das einzige Fach, weswegen ich überhaupt noch in die Schule gegangen bin."
In den Münchner Randbezirken arbeitet der Kunstpädagogikstudent nun selbst an Schulen. Für Leon ist das wie der Wechsel in eine andere Welt. "Raus aus der Komfortzone, meiner Bubble, wo alle woke sind, wo alles okay ist", sagt er. "Es ist voll wichtig, dort zu arbeiten, auch wenn es hart ist." Für Leon war das auch ein Punkt, an dem er für sich realisierte: "Hätte ich diese Bubble nicht, wo wäre ich dann?"