Münchens junge Kreative:Erst die Pflege, dann die Kunst

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Mariane da Silva Freitas.

Von Deborah Rebel

Gemälde an den Wänden, auf dem Boden, auf dem Tisch und überall - so sieht das Zimmer von Mariane da Silva Freitas aus. Als Gemälde kann man die Bilder allerdings kaum beschreiben. Sie sind eher Collagen aus getrockneten Blumen, ausgeschnittenen Buchstaben, Kerzenwachs und Malerei. Früher hat sie nur Collagen mit ausgeschnittenen Sachen aus Magazinen gemacht, jetzt mischt sie Stile und Materialien.

(Foto: Stephan Rumpf)

Marie ist Brasilianerin und wohnt seit fünf Jahren in München. Hier wird sie dieses Jahr ihre Ausbildung in der Krankenpflege abschließen. In ihrer Zeit, die sie außerhalb des Krankenhauses verbringt, malt sie, um sich von ihren Gedanken und dem hektischen Alltag zu befreien. "Ich nutze das Malen als Mechanismus, um mich zu beruhigen", sagt sie. "Wir leben in einer Welt, die viel zu schnell ist."

(Foto: Stephan Rumpf)

Maries ganze Fürsorge widmet sie der Pflege, für die Kunst bleibt da nichts übrig. Perfektionismus hat in ihren Bildern auch keinen Platz. Wenn das Papier reißt oder irgendetwas auf das Bild fällt, ist es Teil davon. "Ich male meine Bilder auf dem Boden und gebe ihnen so die Möglichkeit, etwas Unerwartetes zu erleben", sagt sie.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein wiederkehrendes Thema in Maries Bildern ist das Wiederverwenden. Das macht sie mit Blumen, mit außergewöhnlichen Materialien und mit Dingen, die sie auf der Straße findet. Seit ihrer Kindheit hat sie Müll zu Kunst recycelt, weshalb sie in ihrer Familie den Spitznamen "Ferro-Velho" erhielt - in Brasilien ist das eine Person, die Schrott kauft. Es gibt ihr ein gutes Gefühl, Gegenständen ein neues Leben zu schenken.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wesentlich für ihre Kunst ist, dass sie nach dem oder während des Tanzens gemacht werden muss: "Ich lege eine Playlist auf, fange an zu tanzen und was dabei herauskommt, ist dieser Wahnsinn, der genau repräsentiert, wie ich mich in dem Moment fühle", sagt sie. Das Ergebnis sind Bilder, die so aussehen, als ob sie sich bewegen würden. Farbige Spiralen, Fußabdrücke und Linien, die alles außer gerade sind.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ausgestellt wurden Maries Bilder nie, außer an den Wänden ihrer Freunde. Wenn sie alles behalten würde, sagt sie, hätte sie in ihrem Zimmer keinen Platz mehr. Deswegen verschenkt sie alles. "Ein Bild von mir hat eine Freundin in Wien. Und dieses hier schicke ich nach Portugal", sagt sie und zeigt auf eine Hommage an ihren Lieblingssnack - Hummus. Ihr gefällt, dass ihre Gefühle irgendwo Wände dekorieren.

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