Münchens junge Kreative:Kunst darf nicht bequem sein

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(Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Andreas Zagler.

Von Fanny Gasser

"Oft ist das Angenehme nicht das Beste für das Bild", sagt Andreas Zagler, 27. Er lehnt an der Fensterbank seines Ateliers - dunkelbraune Haare, blauer Baumwollpullover, beige Hose und saubere Hände. Draußen hört man die Vögel zwitschern. "Das Komponieren - hier ein Fleck und für Gleichgewicht oder Disharmonie da unten ein größerer Fleck - interessiert mich nicht so sehr." Kunst erfordere Risikobereitschaft, Kunst dürfe nicht bequem sein.

(Foto: Robert Haas)

Andreas hat studiert, was er da macht - an der Akademie der Bildenden Künste in der Klasse von Karin Kneffel. Mit 19 ist er für das Kunststudium von Bozen nach München gezogen - hauptsächlich, weil er noch mehr malen wollte. In seiner Jugend verwendete er dafür Kohle und Pastellkreide. Später schien ihm das "Weiche, Fließende, Pastose" stimmiger, also wechselte er zu Pinsel und Farbe. Malen sei ein Prozess, bei dem man sich selbst kennenlernt, sagt er.

(Foto: Robert Haas)

Drei kleine Räume im Souterrain eines Hauses der Goethestraße darf Andreas seit einem knappen Monat sein Atelier nennen. Zum Arbeiten braucht er Ruhe. Für ein Werk nimmt er sich drei bis vier Tage Zeit - so lange ist es ihm möglich, nass in nass zu malen. Er verwendet oft seine Finger oder Lappen, um die Farbe auf der Leinwand aufzutragen. Einige der Utensilien haben noch keinen fixen Platz in seinem neuen Atelier: Farbtiegel sind am Raum verteilt, ungenützte Nägel stecken in der Wand.

(Foto: Robert Haas)

In einem Eck stehen fertige Werke. Andreas holt eines davon aus der Schutzfolie, packt es wenig zimperlich an und hängt es auf. Es ist eine Bild, das gerade bei der Art Karlsruhe ausgestellt wurde. Ausstellungen hatte Andreas schon so einige: in Berlin, Wien, Gent, New York und aktuell in der Pasinger Fabrik. Außerdem organisiert er Ausstellungen mit zwei Künstlerfreunden, um anderen eine Plattform zu bieten. Dabei steht der Spaß im Vordergrund - die kommerzielle Denkweise schade oft der Kunst, sagt Andreas.

(Foto: Robert Haas)

Was ihn zur Malerei motiviert? Weniger politische, gesellschaftliche oder soziale Themen - die Einflüsse auf seine Kunst seien abstrakt. Etwa blicke er auf Wände und findet Inspiration in ihrer Musterung. Was dann auf der Leinwand entsteht, empfindet er als sehr konkret. Will heißen: Ein Farbklecks, den andere als Fisch oder Käfer sehen, ist für Andreas eine "ausgedrückte Farbwurst". Nicht mehr und nicht weniger.

(Foto: Robert Haas)

Schon immer begleitet ihn das Thema der Räumlichkeit. Anfangs verkörperten das Landschaften oder Schatten, heute ist es die Flächigkeit in seinen Bildern, die er durch bewusst gesetzte Akzente ergänzt. Am liebsten mit Blau als Hintergrundfarbe, die er wellenartig mit einem weichen Pinsel aufträgt. Darauf ergeben sich oft "Zufälle und Unfälle", wie hier in knalligem Grün. Malen ist für Andreas "eine Mischung aus Kontrolle und Kontrollverlust".

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