Münchens junge Kreative:Unzufrieden mit dieser Welt

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Carolina Schmidt dreht dadaistische Filme, zu denen sie die Filmmusik selbst komponiert. Gezeigt wurden diese auf unterschiedlichen Filmfestivals in Bosnien, Nordmazedonien, Griechenland, Peru und natürlich München. (Foto: Robert Haas)

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Von Pauline Metz

In den Klängen des Klaviers spiegelt sich ihre Liebe für das Absurde, das Irrationale. Für Carolina Schmidt, 26, sind ihre Kompositionen aber nicht Ausdruck von unpolitischen, eskapistischen Träumereien. Vielmehr entspringen sie aus einer Haltung heraus. Als sie während ihrer Schulzeit anfing, sich das Komponieren beizubringen, war das eine Reaktion auf eine Umwelt, die ihr nicht passte.

(Foto: Robert Haas)

Wegen ihrer peruanisch-deutschen Wurzeln sieht sich Carolina in der Aufgabe, "durch Bild, Ton und Emotionen" Geschichten zu erzählen. Im Sommer vergangenen Jahres flog sie nach Peru. Begab sich mit einem Kameramann mitten unter die Protestierenden. Ihr Ziel: Menschen in Europa die Realität der Demonstrationen in Peru nahezubringen. Denn für sie geht es bei den Protesten um mehr.

(Foto: Robert Haas)

Warum es Proteste gibt? "Vor allem Indigene und Kleinbauern sind von Armut, Diskriminierung und Rassismus betroffen", sagt Carolina. "Die tieferliegenden Gründe liegen in der extremen Ungleichheit in Peru." Auch die Polizeigewalt, die sie erlebte, lässt sie nicht mehr los. "Ich glaube, das Wichtigste ist, dass die Leute (...) sich davon nicht haben einschüchtern lassen und trotzdem immer noch auf die Straße gehen."

(Foto: Robert Haas)

Aktuell arbeitet sie an einem Dokumentarfilm über die Proteste. Die Arbeit am Film ist für Carolina "nichts, was mit Selbsterfüllung zu tun hat. Dieser Film muss einfach gemacht werden. Und ja, bei der Musik entsteht das auch mit so einer Haltung". Eine Haltung, die in der Doku direkt und konkret vermittelt wird. Mit ihrer Musik will sie dagegen eine stark sinnliche Erfahrung schaffen. Ihre Form dabei: Dadaismus.

(Foto: Robert Haas)

Kann Musik, die sich Krisen widmet, genießbar sein? Ja, findet Carolina, die gerade in ihrem Master empirische Kulturwissenschaft und Umweltwissenschaften an der LMU studiert. Mit ihrer Musik nimmt sie das Publikum mit in ihre Welt, ins Abtauchen und Aufwachen. Dabei ist Dada für sie die Ästhetik, die zeigen will: "Wir haben keine Lust mehr auf dieses sinnlose System, das die Umwelt zerstört."

(Foto: Robert Haas)

"Ich glaube, wenn ich zufrieden wäre mit der Welt, wie sie ist, dann würde ich keine Musik machen", sagt sie. Und ich bin gerade wirklich unzufrieden. Das heißt, es entsteht demnächst vielleicht mal wieder was Neues", sagt sie und lacht. Neu ist nicht nur ihre Musik, etwas Neues sind auch ihre surrealen Filme, für die sie die Filmmusik auch selbst komponiert. Gezeigt wurden diese auf unterschiedlichen Filmfestivals - und natürlich München.

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