Münchens junge Kreative: Burcu Bilgiç:Einen Platz in der Welt erkämpfen

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Burcu Bilgiç wuchs in Istanbul auf. In ihren Bildern verarbeitet sie ihre Vergangenheit und damit verbundene Gefühle wie Einsamkeit. Aktuell studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste. (Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Burcu Bilgiç.

Von Nicole Salowa

Nah und fern zugleich, vertraut und doch fremd. Burcu Bilgiç malt Szenerien, die wie verschwommene Erinnerungen wirken. Durch abstrakte Linien erschafft Burcu "vertraute Landschaften, die nicht existieren", sagt sie. Dabei verarbeitet sie ihre Vergangenheit und damit verbundene Gefühle wie Einsamkeit. "Man kann den Ort, der sich hinter den Linien verbirgt, zwar sehen, aber nicht erreichen. Also wird man auch kein Teil dieser Welt. So fühlte ich mich in meinem Leben oft."

(Foto: Robert Haas)

Bevor Burcu vor neun Jahren nach München kam, wuchs sie in Istanbul auf. Sie malt, seitdem sie denken kann. Um sie als Kind zu beruhigen, hätte es nur Stift und Papier gebraucht. "Im Kindergarten sagte eine Erzieherin zu mir, dass ich Malerin werden könnte. Ich verstand damals noch nicht ganz, was das zu bedeuten hatte. Aber trotzdem spürte ich, dass es genau das war, was ich sein wollte", sagt sie.

(Foto: Robert Haas)

Ihr Wunsch, ihre Kunst zum Beruf zu machen, fand zu Beginn wenig Akzeptanz. Als sie sich dann mit ihren Bildern an einer renommierten Kunstschule in Istanbul bewarb und als eine von 600 Bewerbenden den ersten Platz gewann, änderte sich das. Bevor Burcu sich in der abstrakten Malerei wiederfand, schloss sie eine klassische und technisch fokussierte Ausbildung ab.

(Foto: Christian Endt)

Betrachtet man Burcus Bilder, spürt man, dass sie ihren Stil gefunden zu haben scheint. Ihre charakteristischen abstrakten Striche und Gitterstrukturen lassen mal mehr, mal weniger erkennen, dass es sich bei den Mustern um Landschaften handelt. Dabei arbeitet Burcu nicht nur rein malerisch, sondern setzt ihre Ideen auch mithilfe unterschiedlicher Materialien um. Auf Glas oder auch in begehbaren Rauminstallationen.

(Foto: Robert Haas)

"Zu Beginn beschäftigte ich mich vor allem mit der Beziehung zwischen Menschen und Natur im urbanen Raum. Mittlerweile geht es um mehr als das", sagt Burcu. Die Gitter wurden zu einer Symbolik, sie sollen Hindernisse darstellen. Herausforderungen, die Burcu in ihrem Leben überwinden musste, um sich als Frau in einem patriarchal geprägten Umfeld ihre Selbstbestimmung zu erkämpfen.

(Foto: Robert Haas)

"Wenn ich male, fühle ich mich ganz", sagt Burcu. Wenn sie nicht in der Kunstakademie an ihren Werken arbeitet, gibt sie Kunstworkshops für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Wichtig ist ihr die Arbeit mit jungen Frauen. "Ich möchte ihnen das geben, was mir oft gefehlt hat. Eine Stütze auf ihrem Weg, sich einen Platz in der Welt zu erkämpfen", sagt sie.

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