In Marlena Simmets WG riecht es nach Farbe und Terpentin. Wenig erinnert hier an ein Wohnzimmer, es ist eher ein Atelier. Ein Dutzend Bilder sind im Raum verteilt. Sitzt man auf dem Sofa, fühlt man sich von vielen Augenpaaren beobachtet. Marlena arbeitet bei einem Kinderbuchverlag. Die freie Zeit verbringt sie vor der Leinwand.
"Gesichter und Mimik haben mich schon immer fasziniert", sagt Marlena. Daneben sind auch Frauenkörper ein wichtiges Leitmotiv in ihrer Kunst. Feminine Figuren findet sie "einfach schön". Sie bietet Aktmalerei für Bekannte an. Die Ergebnisse könnten unterschiedlicher kaum sein. Die Weiblichkeit der Figuren wird in all ihren unterschiedlichen Facetten gezeigt. Jedes Bild ist auf eine eigene Art ästhetisch.
Body Positivity ist für Marlena ein zentrales Thema. Auf einem ihrer Bilder ist eine nackte Frau mit viel Schambehaarung zu sehen - das sorgt oft für Gesprächsstoff bei den Betrachtern. Diese Diskussionen zeigen ihr, dass Abbildungen von natürlichen Frauenkörpern fehlen. Deshalb will sie noch mehr nackte Frauen malen.
Marlena ist ihrer Mitbewohnerin dankbar, dass sie den Großteil des WG-Wohnzimmers für ihre Malerei in Anspruch nehmen darf. Marlena ist Perfektionistin und mit ihren Bildern nie ganz zufrieden, ändert immer wieder etwas daran. Die Bilder sind für sie wie "Kinder, die nie wirklich groß werden", sagt sie.
Während sie malt, läuft eine Platte mit Musik aus den Siebzigerjahren. Sie sitzt im Schneidersitz vor der Staffelei. Ihre Werke kann man auf Instagram, aber auch in Galerien sehen. Ihr Motto: "Damit ein Bild gut ist, muss es entweder eine bestimmte Emotion ausdrücken oder sexy sein."
Inspiration holt sich Marlena von Künstlern wie Max Beckmann und aus der Literatur. Erich Kästners Gedicht "Die Maulwürfe oder Euer Wille geschehe" kann Marlena auswendig. Davon ließ sie sich zu Landschaftsbildern inspirieren. Auf ihnen sind Urwälder, Meere und Paradiesvögel zu sehen.